Mehrere Melanome gleichzeitig sind gar nicht so selten - besonders bei älteren Patientinnen und Patienten. Das hat eine spanische Studiengruppe festgestellt.

Bisher kursierte in der Literatur für das Vorkommen von synchronen Melanomen ein Wert von 0,5 % aller Melanomdiagnosen. Diese Zahl wollte ein spanisches Forscherteam überprüfen. Als synchrones Melanom definierten die Forschenden Melanome, die innerhalb von drei Monaten nach dem Primärtumor zutage traten. So war ausreichend Zeit vorhanden, um Teilnehmende mit neu entdecktem Hautkrebs in Kliniken überweisen zu können, wo eine vollständige körperliche Untersuchung in der Dermatologie durchgeführt wurde. Die retrospektive Kohortenstudie bezog 4.703 Patientinnen und Patienten (52,4 %) ein, die zwischen 2000 und 2021 erkrankt waren. Die Evaluation der Betroffenen folgte einem vorgeschriebenen Protokoll, es wurden immer Ganzkörperuntersuchungen durchgeführt. Außerdem wurden die Teilnehmenden einer vollständigen dermatoskopischen Inspektion unterzogen, jede verdächtige Läsion wurde festgehalten.

Insgesamt wurden 5.476 Tumoren analysiert. Von allen Teilnehmenden wiesen 144 zwei oder mehr gleichzeitig diagnostizierte primäre Melanome auf (3,1 %). Davon waren 47,9 % Frauen und 52,1 % Männer. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose betrug 64,3 Jahre und war damit signifikant höher als bei Erkrankten mit nur einem Melanom (56,1 Jahre). Am häufigsten waren die synchronen Melanome am Rumpf lokalisiert (53,2 %). Im Laufe der Nachbeobachtungszeit entwickelten 25,7 % der Erkrankten mit synchronen Melanomen im Median nach 2,9 Jahren ein neues primäres Melanom, während es bei 8,6 % der Teilnehmenden mit einem einzelnen Melanom im Median erst nach 4,1 Jahren zu einem neuen Primärtumor kam.

Fazit: Synchrone Melanome sind mit einem Anteil von 3,1 % häufiger als bisher berichtet und treten öfter bei älteren Menschen auf. Die Betroffenen haben auch ein höheres Risiko, während der Nachbeobachtung ein neues primäres Melanom zu entwickeln. Nach Ansicht der Forschenden sollten daher alle Personen mit einem Melanom einer vollständigen körperlichen Untersuchung unterzogen werden, um ein synchrones Melanom auszuschließen.

Antúnez-Lay A et al. Synchronous primary cutaneous melanomas: a descriptive study of their clinical features, histology, genetic background of the patients and clinical outcomes. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; https://doi.org/h7tq