"Pemphigus-Erkrankungen sollte man aufgrund ihrer schlechten Prognose und ihres potenziell fatalen Verlaufs rasch erkennen", sagte Prof. Michael Hertl aus Marburg. "Zurzeit praktizieren wir bei der Therapie noch die globale Immunsuppression", so Hertl. Die Erstlinientherapie hat eine morbostatische Wirkung und besteht aus systemischen Glukokortikoiden (1-1,5 mg/kg). Laut der aktuellen Leitlinie der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) ist nun Rituximab (2 × 1 g i. v.) in die Erstlinientherapie mit aufgenommen worden. In einer Studie wurde belegt, dass das Outcome unter Rituximab plus niedrig dosierten Glukokortikoiden besser ist als unter der Monotherapie mit hoch dosierten Steroiden [Joly P et al. Lancet 2017;389:2031-40]. Je früher mit Rituximab gestartet wird, desto besser sind auch die Chancen für eine langfristige Remission.

Als Zweitlinientherapeutika kommen adjuvante Immunsuppressiva wie Azathioprin, Mycophenolat, Methotrexat oder Dapson infrage, die lediglich einen steroidsparenden Effekt besitzen. Bei den hartnäckigen Fällen kommen als dritte Wahl intravenöse Immunglobuline, Cyclophosphamid als Puls sowie die Immunadsorption infrage.

Hertl stellte noch eine weitere Therapieoption vor, die sich derzeit in der Pipeline befindet: die Substanz Efgartigimod, die Immunglobulin-G-Antikörper abbaut. In Studien war ein Abfall der klinischen Aktivität zu beobachten, je länger es verabreicht wurde [Goebeler M et al. Br J Dermatol 2022;186:429-39].

In der aktualisierten Leitlinie der EADV stehen beim bullösen Pemphigoid (BP) die topische Therapie mit Clobetasol (30 g, 1-2 × pro Tag am ganzen Körper) oder orale Glukokortikoide (initial 0,5 mg/kg pro Tag Prednisolon) an erster Stelle. Problematisch sind die höheren Kosten von Clobetasol und das aufwendige Aufbringen - gerade bei Menschen, die hierfür auf Hilfe angewiesen sind. Als Zweitlinientherapie kommt Dapson zum Einsatz, was jedoch, wie auch die Steroide, zu unerwünschten Wirkungen führen kann. Zusätzliche therapeutische Optionen sind adjuvante Immunsuppressiva. "Sie sind zwar gut geeignet, um systemische oder topische Gukokortikoide zu ersetzen, aber auch hier gibt es bedeutsame Nebenwirkungen", sagte Hertl. Bei Doxycyclin (ebenso bei Dapson) reiche der immunmodulatorische Effekt häufig nicht aus, um es als Monotherapie einzusetzen, auch Rituximab schneide beim BP nicht so gut ab wie beim Pemphigus.

Auch beim BP liegt die Zukunft in zielgerichteten Antikörpertherapien, zum Beispiel in Dupilumab oder Omalizumab. Aus Sicht von Hertl bleibt jedoch die topische Therapie mit Clobetasol vorerst der Standard zur Behandlung einer BP.

Hertl M. Blasenbildende Autoimmunerkrankungen. Plenarsitzung "Entzündliche Hauterkrankungen"; 15. Juli 2022