Mit einer allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) lassen sich die allergische Rhinokonjunktivitis und das allergische Asthma bronchiale behandeln, die durch Aeroallergene ausgelöst werden. Neue Daten untermauern die Wirksamkeit der AIT, die die einzige kausale Behandlungsmöglichkeit von IgE-vermittelten Typ-1-allergischen Erkrankungen ist. "Auch weiterhin gilt, dass die allergenspezifische Immuntherapie wirksamer ist als die Therapie mit oralen Antihistaminika - und zusammengenommen mit den Langzeiteffekten der Immuntherapie bleibt dies das schlagende Argument für die allergenspezifische Immuntherapie", erklärte Prof. Randolf Brehler vom Universitätsklinikum Münster. Dabei bezog er sich auf eine aktuelle Metaanalyse mit 19 Studien, in der sich unter AIT eine anhand des Rhinitis Quality of Life Questionnaire (RQLQ) gemessene, deutlichere, klinisch relevante Verbesserung der Lebensqualität gezeigt hat (0,65 vs. 0,36 unter oralen Antihistaminika) [Zhang et al. Am J Rhinol Allergy. 2022; 36: 269-80].

Auch Real-World-Langzeitdaten beweisen die Wirksamkeit der AIT, zum Beispiel konnte die sublinguale Immuntherapie (SLIT) mit Hausstaubmilbenextrakt in der retrospektiven Kohortenstudie REACT ("Real-time Assessment of Community Transmission") dauerhaft die allergische Rhinitis und Asthma beeinflussen [Fritsching et al. Lancet Reg Health Eur 2021; 13: 100275]. Über einen Zeitraum von neun Jahren nahm die Verordnung von symptomatischen Medikamenten zur Behandlung der allergischen Rhinitis und von Asthma bei Patienten unter AIT statistisch signifikant intensiver ab als in der Kontrollgruppe. Ebenso führte die AIT zu einem größeren Rückgang von Asthmaexazerbationen. "Die Daten steigern die Evidenz, die wir für die Wirksamkeit der Immuntherapie haben", folgerte Brehler.

Ein neuer Ansatz ist die passive Immuntherapie mit einem Cocktail aus IgG-Antikörpern. Dieser neutralisiert das Allergen und verhindert somit, dass es an IgE auf der Mastzelle binden und die Ausschüttung von Histamin induzieren kann. In einer Phase-I-Studie mit Birkenpollenallergikern führte die einmalige Injektion von IgG-Antikörpern gegen das immundominante Birkenpollenallergen Bet v1 (REGN5713/14/15) zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerdesymptomatik innerhalb einer Woche mit einer laut Brehler deutlichen Inhibition der Reaktion auf Birkenpollen im nasalen Provokationstest. Die Wirkung hielt über zwei Monate an [Gevaert et al. J Allergy Clin Immunol 2022; 149: 189-99]. "Das ist eine spannende Therapie, zwar keine Immuntherapie direkt, aber vielleicht eine neue Klasse von Biologika, die zukünftig bei Patienten zur Anwendung kommen könnte", meinte Brehler. Eine Phase-III-Studie zu dieser neuen IgG-Antikörpertherapie gegen Bet v1 läuft gerade, ebenso wie eine Phase-III-Studie mit gegen das Katzenallergen Fel d1 gerichteten IgG-Antikörpern.

Brehler R: "SCIT und SLIT mit Aeroallergenen", 12. Allergologie-Update-Seminar, 18. März 2022