Für circa 10 % von Patienten mit einer anaphylaktischen Reaktion ist eine Dosis Adrenalin nicht ausreichend, wie sich in einer Metaanalyse herausgestellt hat. Betroffene mit einem Anaphylaxierisiko sollten deshalb mindestens zwei Adrenalin-Autoinjektoren permanent griffbereit haben.

Die European Medicines Agency (EMA) gibt vor, dass Patienten mit einem Risiko für eine Anaphylaxie auf Nahrungsmittel oder Insektenstiche immer mindestens zwei Adrenalin-Autoinjektoren mit sich führen sollten. Diese Vorgabe unterscheidet sich aber von der Empfehlung der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI). Deshalb nahmen italienische Wissenschaftler 86 Studien mit insgesamt 36.557 anaphylaktischen Ereignissen in eine Metaanalyse auf, um die nötige Dosis von Adrenalin zu evaluieren.

Insgesamt mussten 7,7 % der anaphylaktischen Ereignisse mit mehreren Adrenalin-Dosen behandelt werden. Wenn nur die anaphylaktischen Ereignisse mit einbezogen wurden, bei denen ein Arzt die weiteren Dosen verabreicht hatte und diese somit medizinisch notwendig gewesen waren, waren mindestens zwei Adrenalin-Dosen nötig für 11,1 % der nahrungsmittelinduzierten und für 17,1 % der insektengiftinduzierten Reaktionen.

Die Forscher führten mehrere Gründe dafür an, warum eine Adrenalin-Dosis nicht ausreichend sein kann: Progression der anaphylaktischen Reaktion, Unterdosierung, falsche oder späte Verabreichung, subkutane statt intramuskuläre Administration (verzögerter Wirkungseintritt) sowie biphasische Reaktion.

Fazit: Ungefähr eine von zehn Anaphylaxie-Reaktionen erforderte in einer Metaanalyse die Gabe von mehr als einer Dosis Adrenalin. Dieses Ergebnis unterstützt die Vorgabe der EMA, dass Patienten mit einem Risiko für eine anaphylaktische Reaktion auf Nahrungsmittel oder Insektenstiche mindestens zwei Notfallsets ständig bei sich tragen sollten.

Patel N et al. Use of multiple epinephrine doses in anaphylaxis: A systematic review and meta-analysis. J Allergy Clin Immunol 2021; 148: 1307-15