Der nicht selektive Betablocker Nadolol, der in Deutschland nicht auf dem Markt ist, aber unter anderem in Kanada in kardiovaskulären Indikationen auch in der Pädiatrie zum Einsatz kommt, könnte laut Wissenschaftlern aus Toronto bei der Behandlung von infantilen Hämangiomen von Vorteil sein.

In einer doppelblind geführten Studie haben kanadische Forscher untersucht, ob die Wirksamkeit von Nadolol bei infantilen Hämangiomen (IH) der von Propranolol mindestens ebenbürtig ist. Hierfür wurden 71 Säuglinge randomisiert einer Therapie mit oralem Nadolol oder Propranolol zugeteilt. Alle Kinder im Alter zwischen einem und sechs Monaten hatten komplizierte IH (Tumoren mit einem Durchmesser > 1,5 cm im Gesicht bzw. > 3 cm bei anderen Lokalisationen und mit bestehender/drohender funktioneller oder ästhetischer Beeinträchtigung oder Ulzeration.

Nach 24 Wochen waren mit Nadolol die IH durchschnittlich um 97,9 %, mit Propranolol um 89,1 % geschrumpft, die rote Farbe war zu 94,5 % beziehungsweise 80,5 % verblasst. Mit Nadolol kam es außerdem bei mehr Patienten zu einer Involution und die Regression wurde schneller erreicht. Das Nebenwirkungsspektrum entsprach den Erwartungen, ohne Unterschiede zwischen den beiden Betablockern.

Die Ergebnisse weisen Nadolol als mögliche Alternative für die IH-Therapie aus, vor allem "bei Nichtansprechen oder Nebenwirkungen von Propranolol oder wenn eine schnellere Involution notwendig ist", schreiben die Studienautoren. Ob Nadolol der etablierten Therapie tatsächlich überlegen sei, könne aber nur durch weitere Studien festgestellt werden. Die besser vorhersagbare Pharmakokinetik und das geringere Risiko einer Blut-Hirn-Passage machten Nadolol aber "zu einer vorteilhaften Alternative".

Fazit: Bei komplizierten IH im Säuglingsalter könnte der Betablocker Nadolol eine weitere Behandlungsoption werden. Er ist mindestens so wirksam wie das etablierte Propranolol.

Pope E et al. Noninferiority and Safety of Nadolol vs Propranolol in Infants With Infantile Hemangioma: A Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr 2022; 176: 34-41