Rötungen, Schwellungen, Hämatome und Anaphylaxie zählen zu den möglichen Komplikationen nach einer ästhetischen Behandlung mit Fillern. Noch nach Wochen kann es zu verzögerten Entzündungsreaktionen ("delayed inflammatory reactions", DIR) kommen, die durch Ödeme, Schwellungen sowie erythematöse Papeln und Knoten gekennzeichnet sind.

Auch nach Schutzimpfungen gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2 wurden DIR beobachtet, berichtete Prof. Thomas Dirschka, Wuppertal. Das ergab eine Auswertung von Daten eines US-amerikanischen Registers, in dem Nebenwirkungen an der Haut nach COVID-19-Impfungen erfasst wurden [McMahon DE et al. J Am Acad Dermatol. 2021; 85: 46-55]. Zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 wurden 414 Fälle kutaner impfbezogener Nebenwirkungen nach Verabreichung von mRNA-COVID-19-Impfstoffen gemeldet. Dabei standen Reaktionen an der Impfstelle, urtikarielle Hautausschläge und morbilliforme Exantheme im Vordergrund. Unter den weniger häufigen Nebenwirkungen waren Pernionen, Herpes-simplex- und Herpes-zoster-Erkrankungen, Pityriasis-rosea-ähnliche Reaktionen sowie Einzelfälle von Reaktionen auf kosmetische Filler.

Verzögerte Entzündungsreaktionen können auch Wochen und Monate nach der Injektion von Hyaluron-Fillern im Zusammenhang mit der immunologischen Auseinandersetzung mit dem Corona-Virus-Spikeprotein auftreten, berichtete Dirschka. DIR kommen sowohl nach COVID-19-Impfungen als auch im Rahmen von Infektionen mit SARS-CoV-2 vor, wie Fallbeispiele zeigen [Munavalli GG et al. Arch Dermatol Res. 2022; 314:1-15]: Eine 50-jährige Patientin, bei der Filler an unterschiedlichen Injektionsarealen appliziert worden waren, wurde 15 Tage nach letzter Filler-Injektion positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Zwei Wochen später traten Brennen und erhebliche Schwellungen an den Filler-Injektionsstellen auf. Ein weiteres Beispiel ist der Fall einer 51-jährigen Patientin, die fünf Wochen nach Voluma-Injektion eine COVID-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff erhielt. Acht Tage später entwickelten sich umfangreiche Ödeme im Bereich der Filler-Injektionsstellen. In weiteren Fällen kam es bereits wenige Stunden nach der Impfung zu verzögerten Entzündungsreaktionen auf Filler.

Der Mechanismus, wie sich DIR nach Kontakt mit dem Corona-Spikeprotein entwickeln, sei noch nicht genau geklärt, berichtete Dirschka. Vermutlich spielen die Bindung und Blockade des ACE2("angiotensin-converting enzyme 2")-Rezeptors eine zentrale Rolle. Der Kontakt des Spikeproteins mit dem dermalen ACE2-Rezeptor fördert eine lokoregionäre proinflammatorische Th1-Reaktion. Hierdurch werden CD8-positive T-Zellen rekrutiert, die kleine Granulome im Bereich der Filler-Injektion induzieren.

Zu Behandlung von DIR werden unter anderem Steroide und Hyaluronidase eingesetzt. Spezielle Empfehlungen zum Management von DIR unter einer Corona-Infektion oder nach COVID-19-Vakzination gibt es bislang nicht, so Dirschka. Interessante Ergebnisse liegen zum Einsatz des oralen ACE-Hemmers Lisinopril vor, der in einer kleinen Fallserie zu einer Rückbildung von Schwellungen im Rahmen einer DIR nach COVID-19-Impfung führte [Munavalli GG et al. JAAD Case Rep. 2021; 10: 63-8].

Dirschka T: Hot Topic: Ästhetische Dermatologie - Licht und Schatten. Derma Update 2021