Weltweit leben schätzungsweise 37,9 Millionen Menschen mit HIV, jährlich kommen etwa 1,7 Millionen Neuinfektionen hinzu. Da eine Heilung bisher nicht in Sicht ist, sind prophylaktische Maßnahmen von höchster globaler Relevanz.

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Versuche, einen Impfstoff gegen HIV zu entwickeln, sind bislang an der hohen Mutagenität des Lentivirus gescheitert. Derzeit läuft eine Phase-III-Studie mit einer tetravalenten Vakzine, die offenbar zu einer deutlich breiteren Immunantwort führt als bisher getestete Strategien [Baden LR et al. The Lancet HIV. 2020; 7: e688-98]. Die Vakzine basiert auf dem gleichen Adenovirus-Vektor (Ad26) wie ein bereits zugelassener Impfstoff gegen SARS-CoV-2. Zu Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs liegt bereits eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-I/IIa-Studie vor, die ein Team aus elf Zentren in den USA sowie einer weiteren Einrichtung in Ruanda (Ostafrika) durchgeführt haben.

An der Studie haben 201 HIV-negative Personen zwischen 18 und 50 Jahren teilgenommen. 98 % von ihnen entwickelten nach der Impfung sowohl funktionale humorale als auch zelluläre Immunreaktionen gegen HIV-1. Das teils sehr euphorische Echo in den sozialen Netzwerken ist jedoch nach Ansicht von Experten deutlich verfrüht. So steht der Wirksamkeitsnachweis in Form eines Schutzes vor HIV-Infektion noch aus. Nach PD Dr. Christoph Spinner, München, müsste sich die neue Strategie auch erst einmal als konkurrenzfähig zur bereits zugelassenen Präexpositionsprophylaxe (PrEP) erweisen. "Wir haben bereits eine Präventionsmethode gegen HIV, die zu 99 % wirkt."