Ob COVID-19 assoziiert mit der atopischen Dermatitis auftritt, wurde laut Prof. Thomas Werfel, Hannover, mit unterschiedlichen Ergebnissen weltweit untersucht. So erhöhten Hautkrankheiten in einer südkoreanischen Untersuchung nicht die Häufigkeit einer COVID-19-Infektion und auch nicht die Mortalität [Cho SI et al. Br J Dermatol. 2021; 184: 296-303]. Hingegen trat COVID-19 in einer US-amerikanischen Erhebung häufiger bei atopischer Dermatitis und Psoriasis (Odds Ratio [OR] je 1,48) auf, allerdings war das Risiko für einen schweren Verlauf, gemessen an der Beatmungspflicht sogar erniedrigt (OR 0,16) [Patrick MT et al. J Allergy Clin Immunol. 2021; 147: 857-69]. Ebenso sei atopische Dermatitis oder Asthma bei COVID-19-erkrankten Kindern kein Risikofaktor für eine Hospitalisierung, beruhigte Werfel [Beken B et al. Ann Allergy Asthma Immunol. 2021; https://doi.org/gjp3gz].

Bezüglich der Diagnose von COVID-19 wies Werfel daraufhin, dass die Erkrankung Hautveränderungen erzeugen kann, zum Beispiel vesikulären Eruptionen im Kontext der atopischen Dermatitis [Galván Casas C et al. Br J Dermatol. 2020; 183: 71-7], die mit einem Eczema herpetikatum verwechselt werden könnten. "Diese vesikulären Eruptionen treten relativ früh im Krankheitsverlauf auf, in 15 % der Fälle sogar vor anderen Symptomen", erläuterte Werfel und empfahl deshalb bei diesem Symptom einen PCR-Test auf SARS-CoV-2.

In der aktualisierten S2k-Leitlinie zur atopischen Dermatitis [Werfel T et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2021; 19: 151-68] hat Dupilumab die höchste Empfehlungsstärke bekommen mit dem Passus "kann empfohlen werden". Zugelassen ist der Antikörper ab zwölf Jahren für die mittelschwere und schwere und seit Kurzem auch für Kinder ab sechs Jahren mit schwerer atopischer Dermatitis. Die Immunsuppressiva Methotrexat, Azathioprin oder Mycophenolatmofetil könnten als Off-Label-Therapie erwogen werden, nicht empfohlen werde die Langzeittherapie mit Glukokortikosteroiden länger als drei Wochen, Omalizumab und andere Biologika, fasste Werfel zusammen. Noch nicht in die Leitlinie aufgenommen ist der seit November 2020 zugelassene JAK-Inhibitor Baricitinib für erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis. Da hier mehr Laboruntersuchungen nötig wären als unter Dupilumab, empfahl Werfel eine Übersicht von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (https://bit.ly/3aNvF2R).

"Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass Dupilumab einen Risikofaktor für die Infektion mit COVID-19 darstellt und von der Immunologie her würde man das auch eigentlich nicht erwarten", erklärte Werfel. Deshalb stimmen die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie und die der European Task Force on Atopic Dermatitis (ETFAD) einhellig für eine systemische Behandlung mit zugelassenen immunmodulierenden Medikamenten bei schwerer betroffenen Ekzempatienten auch zu Zeiten der COVID-19-Pandemie. Bei manifester COVID-19-Erkrankung sollte man die Immunsuppressiva allerdings in der Regel absetzen und den Verlauf abwarten, warnte Werfel.

Auch sollten sich Patienten mit atopischer Dermatitis gegen COVID-19 impfen lassen, bat er. Dabei sollte nach der Empfehlung der ETFAD die Impfung möglichst mittig zwischen zwei Dupilumab-Injektionen, das heißt eine Woche nach der Injektion stattfinden [Thyssen JP et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2021; https://doi.org/gh9h58]. Die Therapie mit Immunsuppressiva sollte kurz pausiert werden, bei JAK-Inhibitoren (z. B. Baricitinib) und Ciclosporin reiche es wahrscheinlich wegen der kurzen Halbwertszeit am Tag der Impfung die Medikation abzusetzen und eine Woche abgesetzt zu lassen, ergänzte Werfel. Methotrexat und Azathioprin sollten bis zu zwei Wochen nicht gegeben werden, wenn der Patient gegen COVID-19 geimpft werden soll. Alternativ seien bei ganz schweren Fällen Dosisreduktionen möglich.

Werfel T: "Atopische Dermatitis", 19. März 2021