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Zuerst traten bei zwei Patienten aus Großbritannien anaphylaktische Reaktionen gegen den m-RNA-Impfstoff Tozinameran (BNT162b2) von Biontech/Pfizer auf. Bis Ende Februar 2021 sind laut Prof. Christiane Bayerl, Wiesbaden, 39 weitere Fälle bekannt geworden. "Auslöser der anaphylaktischen Reaktion ist wahrscheinlich das PEG 2000, denn das ist in den Lipidnanopartikeln in der Impfsubstanz enthalten", erläuterte sie. PEG schützt die Antigene im Impfstoff vor einem schnellen immunologischen Abbau. Auch im Moderna-Impfstoff mRNA-1273 befindet sich dieser Stabilisator. Im Vektorimpfstoff AZD1222 von AstraZeneca wird dagegen Polysorbat 80 als Stabilisator verwendet. "Das ist eine strukturverwandte Substanz zu PEG 2000, sodass wir häufig, das heißt konkret zu 80 % Kreuzreaktionen finden", sagte sie. Kreuzreaktionen unter PEGs unterschiedlichen Molekulargewichts seien möglich, aber nicht obligat, ergänzte Bayerl.
"Die PEG sind an sich keine bösen Gesellen, im Gegenteil, Dreiviertel der 'engineered nanomaterials' enthalten PEG. Sie sind bisher immer noch der Goldstandard um die Blutzirkulationszeit und die Effektivität zu erhöhen", erklärte Bayerl. Deshalb findet sich das Polyether PEG in Kosmetika, Körperpflegeprodukten, Nahrungsmitteln, als osmotisches Laxans vor Gastro-/Koloskopien und in Liposomen und Nanopartikeln als Drug-Delivery-Systeme für Medikamente.
PEG sei eines der extrem seltenen Allergene und eine Impfreaktion darauf sei eine Rarität, beruhigte Bayerl.
Allergiker oder Menschen mit Anaphylaxien müssten bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen auf bekannte Auslöser nicht von der COVID-19-Impfung ausgeschlossen werden. Eine erhöhte Risikobereitschaft der Patienten wird nur gefordert, wenn sie zum Beispiel bei Koloskopien oder nach Medikamenteneinnahme schon anaphylaktische Reaktionen erlitten haben [Worm M et al. Allergol Select. 2021; 5: 72-6]. Menschen, die auf PEG oder andere Inhaltsstoffe bereits schwer allergisch reagiert haben, dürfen allerdings nicht geimpft werden. In diesem Fall wäre der AdV26-Impfstoff von Johnson&Johnson eine Alternative, der kein PEG enthalte, schlug Bayerl vor.
Zusätzlich zu anaphylaktischen Reaktionen sind verzögerte Entzündungsreaktionen nach der Anwendung von Hylarunosäurefillern, die kein PEG enthalten, bekannt: Bei zwei Patienten bildeten sich Granulome nach der Moderna-Impfung, bei einem nach der Biontech/Pfizer-Impfung und bei einem nach einer SARS-CoV-2-Infektion ohne Impfung [Munavelli GG et al. Arch Dermatol Res. 2021; https://doi.org/f85f]. Die Ursache hierfür sei noch nicht abschließend geklärt, weshalb "ich selbst keinen Hyaluronsäurefiller mehr injizieren werde, bis wir wissen, was da los ist", so Bayerl.
Impfnebenwirkungen müssen an Gesundheitsamt und Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gemeldet werden.
Bayerl C: Hot Topic "COVID-19-Infektion - Immunreaktionen - Allergien", 20. März 2021
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Kempe, S. Anaphylaktische Reaktionen auf COVID-19-Impfstoffe sind extrem selten. hautnah dermatologie 37, 61 (2021). https://doi.org/10.1007/s15012-021-6660-6
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