In den USA steigen die Inzidenz des analen Plattenepithelkarzinoms und die krankheitsspezifische Mortalität derzeit schneller als die Quoten für die meisten anderen Krebserkrankungen. Um gezielte präventive Maßnahmen ergreifen zu können, müssen vor allem die Hochrisikogruppen identifiziert werden.

In Fall-Kontroll-Studien haben sich bislang folgende Risikofaktoren für ein Analkarzinom angedeutet: HIV, Immunsuppression, viele Sexualpartner, Analverkehr, Geschlechtsverkehr zwischen Männern (MSM), sexuell übertragene bakterielle Infektionen, Rauchen und Analwarzen. Auf der Suche nach weiteren Zusammenhängen zwischen den Feigwarzen und der Krebserkrankung haben US-Forscher 6.515 HIV-Infizierte aus 14 Kliniken mindestens 18 Monate lang beobachtet. Grundlage für die Analyse waren die Daten der District of Columbia (DC) Cohort Longitudinal HIV Study.

Bei 5,9 % der meist männlichen Studienteilnehmer im Durchschnittsalter von 50 Jahren wurden innerhalb der Beobachtungszeit Anogenitalwarzen festgestellt. Dies war überwiegend bei jüngeren Männern, MSM und Personen mit einem CD4-Zell-Nadir < 200/µl der Fall.

Während von den 6.132 warzenfreien Personen 17 ein Analkarzinom ausbildeten (0,3 %), waren es in der Gruppe mit vorbestehenden Anogenitalwarzen 17 von 383 (4,4 %). Nach Berücksichtigung verschiedener Kovariaten ergab sich für Menschen mit HIV und Anogenitalwarzen ein knapp 13-fach höheres Risiko für ein Analkarzinom als für Personen ohne Warzenvorgeschichte. Doch es zeigten sich weitere unabhängige Risikofaktoren: Ein CD4-Nadir < 200/µl erhöhte das Krebsrisiko, unabhängig von einer Warzendiagnose, gegenüber Personen mit Werten > 200/µl um das 5,7-Fache. Zudem stieg mit jedem Jahr, das der Betroffene mit HIV lebte, das Risiko für ein Analkarzinom um weitere 8 %.

Den Autoren zufolge sollten Patienten mit Anogenitalwarzen in der Vorgeschichte, insbesondere solche mit langjähriger HIV-Infektion oder einem CD4-Nadir < 200/µl, über ihr erhöhtes Risiko für anale Neoplasien aufgeklärt werden.

Fazit: HIV-Patienten mit Anogenitalwarzen in der Vorgeschichte haben ein vielfach erhöhtes Risiko für ein Analkarzinom.

Arnold, J. D. et al. The Risk of Anal Carcinoma After Anogenital Warts in Adults Living With HIV. JAMA Dermatol. 2021; https://doi.org/fzqz