Kutane Plattenepithelkarzinome zählen zwar zu den häufigsten Tumoren überhaupt, die genaue Inzidenz ist aber noch immer nicht bekannt.

Da viele Patienten mit kutanem Plattenepithelkarzinom (cSCC) ambulant und nicht von Onkologen behandelt werden, werden sie oft nicht in den üblichen Krebsregistern erfasst. Zum anderen werden häufig nur Ersttumoren gemeldet. Patienten mit cSCC entwickeln jedoch häufig Mehrfacherkrankungen, die Inzidenz dürfte in Krebsregistern daher deutlich unterschätzt werden, vermuten Dermatologen aus den Niederlanden.

Im Niederländischen Krebsregister werden seit 1989 sämtliche Ersterkrankungen von cSCC gemeldet, seit 2016 auch Folgeerkrankungen sowie Angaben zu sämtlichen histopathologisch bestätigten Hauttumoren, also auch von Patienten, die ambulant oder in Privatkliniken behandelt werden. Zwischen 1989 und 2017 sind in dem Register rund 146.000 Patienten mit einem cSCC registriert worden, 58 % davon Männer, das mittlere Alter war 75 Jahre.

Bei den Ersttumoren hat sich die altersstandardisierte Inzidenz - bezogen auf 100.000 europäische Einwohner und Jahr - seit dem Beginn des Registers für Männer von 40 auf 108 Erkrankungen im Jahr 2017 fast verdreifacht, für Frauen von 14 auf 69 knapp verfünffacht. Am höchsten ist die Inzidenz aktuell bei Männern über 80 Jahren mit 975, bei Frauen in diesem Alter mit 493. Seit 1989 nahm die Inzidenz unter Männern jährlich um 1,3 %, unter Frauen um 2,9 % zu. Ab 2002 zeigt sich eine Beschleunigung des Trends mit einem jährlichen Zuwachs von jeweils 5,7 % und 8,2 %.

Die Analyse der Jahre 2016/2017 ergab bei etwa einem Drittel der Patienten multiple cSCC. Wurden diese in der Kalkulation berücksichtigt, so war bezogen auf die altersstandardisierte europäische Bevölkerung die Inzidenz bei Männern um 58 %, bei Frauen um 35 % höher. Die wahre Inzidenz dürfte danach bei Männern aktuell 170 statt 108, bei Frauen 93 statt 69 pro 100.000 betragen.

Basierend auf den jährlichen Zuwächsen bis 2017 erwarten die Dermatologen einen weiteren Anstieg der absoluten jährlichen Ersterkrankungszahlen bis 2027 um rund 60 % unter Männern und 70 % unter Frauen, die altersadjustierte Inzidenz dürfte dann um etwa ein Viertel auf 132 bei Männern und 89 bei Frauen steigen. Wie stark die Inzidenz inklusive Mehrfachtumoren zunimmt, lässt sich noch nicht berechnen, da hier längere Zeitreihen fehlen.

Die Autoren sehen in der Entwicklung einen starken Kontrast zur altersadjustiert sinkenden Inzidenz der meisten übrigen Tumoren. Die cSCC-Inzidenz dürfte mittlerweile die von Prostatatumoren bei Männern überschritten haben und sich der Brustkrebsinzidenz von Frauen annähern.

Fazit: Die Inzidenz des cSCC hat sich innerhalb von 30 Jahren bei Männern verdreifacht, bei Frauen verfünffacht.

Tokez S et al. Incidence of Multiple vs First Cutaneous Squamous Cell Carcinoma on a Nationwide Scale and Estimation of Future Incidences of Cutaneous Squamous Cell Carcinoma. JAMA Dermatol. 2020; 156: 1300-6