Für das Jahr 2019 wurden in Deutschland 7.889 Syphilis-Infektionen an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet und damit so viele wie noch nie seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001. Damit setzt sich der seit 2010 beobachtete Anstieg von Syphilis-Fällen in Deutschland weiter fort. Der Anstieg von 7,2 % (531 Fälle) hat damit auch die leicht rückläufige Entwicklung der Fallzahlen im Jahr davor beendet, teilte das RKI mit [Epid Bull. 2020; 49].

Der Anteil von Infektionen bei Frauen liegt bei 5,8 % und damit in etwa auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren. Bei Männern liegt die Inzidenz mit 18,1 Fällen pro 100.000 um das 16-Fache höher als bei Frauen (1,1). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Meldungen bei Männern im Vergleich zum Jahr 2018 um 7,4 % (512 Fälle) und erreicht damit ebenfalls einen neuen Höchststand. Bei Frauen gibt es einen leichten Anstieg von 2,5 % (elf Fälle). Betroffene waren im Median 40 Jahre alt.

figure 1

© jarun011 / stock.adobe.com

Bei den Meldungen mit Informationen zum Infektionsweg waren 86 % der Patienten (5.304) Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), 14,1 % (870) Menschen mit heterosexuellem Transmissionsweg.

Die aktuelle epidemiologische Lage in Deutschland ähnelt der Situation in anderen westeuropäischen Staaten. Auch dort kam es zu andauernden Anstiegen von Syphilis-Fällen in den letzten Jahren, mit MSM als hauptbetroffene Gruppe.

Hinweise sind außerdem zu sehen auf ein relevantes Syphilis-Infektionsgeschehen bei HIV-positiven MSM, das durch geeignete Präventionsmaßnahmen und Diagnostikangebote adressiert werden sollte. Zum anderen spricht der hohe Anteil von HIV-Koinfektionen auch dafür, dass die hierfür existierenden Empfehlungen wie etwa regelmäßige Screeningangebote auf sexuell übertragbare Infektionen für HIV-positive MSM auch Wirkung zeigen. Gleiches gilt für sexuell aktivere MSM auch ohne HIV-Koinfektion.

Auffällig ist, dass MSM unabhängig von ihrem HIV-Status deutlich früher mit Syphilis diagnostiziert werden als heterosexuelle Männer und besonders Frauen. Das deutet auf eine für MSM insgesamt bessere Umsetzung von Diagnostikangeboten hin.