Unter einer systemischen Therapie mit Calcineurin-Inhibitoren steigt das Krebsrisiko, vor allem das Risiko für Keratozytenkarzinome. In Bezug auf die topische Anwendung geben neue Ergebnisse jedoch Entwarnung.

Die langfristige Sicherheit einer topischen Anwendung der Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus bei atopischer Dermatitis (AD) steht aktuell zur Diskussion. Befürchtet wird, wie von der systemischen Gabe bekannt, eine Erhöhung des Risikos für Basalzell(BCC)- und Plattenepithelkarzinome (SCC).

Um die Rolle topischer Calcineurin-Inhibitoren (TCI) hinsichtlich des Karzinomrisikos besser zu verstehen, haben US-amerikanische Dermatologen in einer retrospektiven Kohortenstudie mit 93.746 AD-Patienten über 40 Jahren das Sicherheitsprofil der TCI untersucht. Sie verglichen das Krebsrisiko von TCI-behandelten AD-Patienten mit dem mit topischen Kortikosteroiden therapierter beziehungsweise unbehandelter AD-Patienten.

7.033 Personen hatten mindestens zwei TCI-Verschreibungen erhalten und 73.674 mindestens zwei Rezepte für topische Kortiosteroide. 46.141 Patienten erhielten keine der beiden Wirkstoffgruppen.

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 7,7 Jahren waren 7.744 Keratozytenkarzinome (KC) diagnostiziert worden, 5.478 BCC und 3.773 SCC. Von den BCC entfielen 310 auf die TCI-Patientengruppe, 3.944 auf die nur mit topischen Kortiosteroiden behandelte Patientengruppe und 1.224 auf die Nichtbehandelten. Die Inzidenzraten pro 100.000 Personenjahre bezifferten die Studienautoren mit 6,46, 7,47 und 7,76; sie unterscheiden sich damit kaum. Ähnlich verhielt es sich beim SCC: Von den 3.773 SCC waren 221 bei TCI-Patienten diagnostiziert worden, 2.778 bei mit topischen Kortikosteroiden Behandelten und 744 bei nicht behandelten Patienten. Die Inzidenzraten pro 100.000 Personenjahre lagen bei 4,52, 5,17 und 4,84.

Verglichen mit den beiden Kontrollgruppen ergab sich − auch bei Berücksichtigung verschiedener Risikofaktoren − für TCI-Patienten kein erhöhtes Krebsrisiko, weder in Bezug auf Keratozytenkarzinome insgesamt noch im Hinblick auf die Subgruppen BCC und SCC. Das änderte sich auch nicht mit der TCI-Dosierung, der Behandlungshäufigkeit oder der Therapiedauer.

Mit der Anwendung von TCI scheint bei Patienten mit AD offenbar nicht das Risiko für Keratozytenkarzinome zu steigen, so das Resümee der Studienautoren. Damit könne die topische Anwendung dieser Wirkstoffklasse als sicher eingestuft werden. Ähnlich beurteilen das auch Dermatologen von der Universität Toronto. Gleichzeitig verweisen sie auf designimmanente Schwächen der Studie. Insbesondere für langfristige hochdosierte TCI-Anwendung könne anhand dieser Daten nicht mit Sicherheit ein Anstieg des Krebsrisikos ausgeschlossen werden.

Fazit: Die Anwendung von TCI war nicht mit einem erhöhten Keratozytenkarzinomrisiko assoziiert, weder im Vergleich zu AD-Patienten mit ausschließlich topischer Kortikosteroidanwendung noch im Vergleich zu AD-Patienten ohne Therapie

Asgari MM et al. Association Between Topical Calcineurin Inhibitor Use and Keratinocyte Carcinoma Risk Among Adults With Atopic Dermatitis. JAMA Dermatol. 2020; 156: 1066-73