Ziemlich digital: Diesen Eindruck vermittelte das Startup-Café des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen. Videosprechstunde ist längst nicht das einzige Thema.

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© Cecilie_Arcurs / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Therapieempfehlungen via App direkt ins Wohnzimmer? Die Digitalisierung eröffnet immer neue Möglichkeiten.

Die Dermatologie mit ihren langen Wartezeiten, ihrer stark visuellen Ausrichtung und ihrem hohen Anteil an chronischen Erkrankungen gilt als eine der Fachrichtungen, bei denen die Patienten am meisten von digitalen Strukturen profitieren können. Das sieht auch der dermatologische Berufsverband BVDD so und hat einen Start-up-Café-Nachmittag in Berlin ausgerichtet, der einen Einblick in das Spektrum digitaler Anwendungen für die Dermatologie bot.

Den Hauptpreis, eine Wildcard für die Teilnahme an einer Finanzierungsrunde des Start-up-Inkubators Vision Health Pioneers, ergatterte das junge Unternehmen LeaseLife, das die Phototherapie bei Psoriasis auf neue Füße stellen will. Dieses gut evidenzbasierte Therapieverfahren ist als Heimanwendung im Bereich der Kopfhaut etabliert. Auch für großflächige Anwendungen an den Extremitäten gibt es Geräte, die für eine Heimanwendung zugelassen sind. Sie werden aber nicht finanziert und entsprechend kaum genutzt.

Digitale Patienten-App im Fokus

Hier setzt LeaseLife an: Ziel ist es, die großflächige Phototherapie fit für die Heimanwendung zu machen. In Kooperation mit Geräteherstellern soll eine digitale Patienten-App entwickelt werden, bei der der behandelnde Hautarzt einen Behandlungsplan inklusive Dosisplanung erstellt und die applizierte Dosis des UV-Lichts sowie die Patienten-Compliance bei Heimanwendung sensorgestützt überwachen kann. So soll sichergestellt werden, dass die UV-Therapie auch außerhalb der Praxisräume sachgerecht durchgeführt wird.

Ebenfalls einen Preis, nämlich Unterstützung durch das Beratungsunternehmen fbeta im Hinblick auf die Zulassung als digitale Gesundheitsanwendung beim BfArM, erhielt das noch junge Start-up DermaDigital. Es entwickelt für Patienten mit Allergien oder atopischen Hauterkrankungen gerade eine App, mit der Hautpflegeprodukte in der Drogerie oder der Apotheke eingescannt werden können. So können sich Patienten vor Ort über die Inhaltsstoffe und die individuelle Hautverträglichkeit informieren, ohne die Listen von Inhaltsstoffen im Detail durchgehen zu müssen. Am Ende soll so die Basistherapie bei chronischen Hauterkrankungen effektiver werden.

Neurodermitis-App

Auf Patienten mit atopischen Erkrankungen zielt auch das schon etwas größere und dank einer DAK-Kooperation deutlich bekanntere Unternehmen Nia Health. Es bietet die nach eigenen Angaben bisher einzige Neurodermitis-App an, die ein zugelassenes Medizinprodukt ist. Zu deren Komponenten gehört zum einen ein umfangreiches Patientenschulungsprogramm, zum anderen eine detaillierte Erkrankungsdokumentation, die grafisch aufbereitet dem Arzt zugänglich gemacht werden kann. Auf Dauer sollen Maschinenlernalgorithmen auch individuelle Präventions- und Therapieempfehlungen geben. Derzeit sind diese Algorithmen aber noch in Ausbildung.

Neben weiteren Anbietern war auch der mit dem BVDD kooperierende OnlineDoctor in Berlin vor Ort. Der Dienstleister erlaubt es Dermatologen, eine "teledermatologische Ersteinschätzung" auf Selbstzahlerbasis anzubieten. Dies geschieht nicht als Videosprechstunde, sondern auf Basis eingesandter Bilder.

Telemedizinische Erfolgsgeschichte

An deutschen Telemedizinstandards gemessen ist OnlineDoctor eine Erfolgsgeschichte: Seit dem Launch vor einem Jahr haben sich über 500 niedergelassene Dermatologen registriert und über 15.000 Patientenfälle abgewickelt. Die Patienten werden entweder direkt mit einer Empfehlung beziehungsweise einem Rezept versorgt, oder ihnen wird geraten, persönlich zu erscheinen.

Der Service sei ein gutes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, durch enge Einbindung der praktizierenden Ärzte und durch einen klaren Fokus auf Qualität die digitale Transformation sinnvoll voranzubringen, sagte BVDD-Präsident Dr. Klaus Strömer.