Die Tumormutationslast (TMB) repräsentiere einen wichtigen immunonkologischen Parameter, erklärte Prof. Olivier Michielin, Lausanne, Schweiz. Aber beim Melanom würden verschiedene Aspekte den Einsatz der TMB als Marker limitieren. Das liege unter anderem daran, dass die TMB nur ein distales Maß für die "Fremdheit" eines Tumors sei: Die TMB beschreibe somatische genomische Mutationen; dabei bleibe aber offen, wieviele dieser Mutationen überhaupt als immunogene Neoantigene exprimiert werden. Wenn sich zum Beispiel ein Protein aufgrund der zugrundeliegenden Mutation nicht falten lasse, könne es vom Immunsystem nicht erkannt werden. Auch bleibe bei der TMB unberücksichtigt, dass bestimmte Mutationen ein stärkeres Antigenpotenzial aufweisen als andere.

Michielin freute sich daher darüber, dass solche und andere Einschränkungen zunehmend von der Forschung adressiert würden. In diesem Zusammenhang berichtete er über eine interessante aktuelle Arbeit vom ASCO: Valsamo Anagnostou, Baltimore, MD/USA, und Kollegen hatten in einer kleinen Analyse von Tumorproben aus der CheckMate-038-Studie unter anderem gezeigt, dass die exprimierte Tumormutationslast (eTMB) ein genauerer Prädiktor für das Gesamtüberleben unter doppelter Checkpointblockade ist, als die genomische TMB. Bei der eTMB handele es sich um ein Maß, das beschreibe, welche Mutationen auch als Proteine im Tumor exprimiert worden seien, so Michielin. Damit würde man dem Ziel etwas näher kommen, tatsächliche Neoantigene zu erkennen - anstatt "nur" Mutationen in der DNA des Tumors zu zählen.