Festzustellen, ob eine vom Patienten angegebene Penizillinallergie real ist, erfordert nicht unbedingt aufwendige Tests.

Wenn Patienten angeben, eine Penizillinallergie zu haben, kann das erhebliche Konsequenzen für antibiotische Behandlungen haben. Allerdings fallen spezifische Tests auf eine angebliche Penizillinallergie bei weniger als 10 % der Patienten tatsächlich positiv aus, wie Infektiologen aus Australien berichten. Da solche Untersuchungen, etwa in Form von Intrakutantests, mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden sind und die Ergebnisse nicht gleich zur Verfügung stehen, haben die Forscher eine Regel entwickelt und validiert, die auf der Anamnese beruht und eine Penizillinallergie ohne Zeitverlust und mit hoher Sicherheit ausschließen kann. Die Regel trägt den Namen PEN-FAST, das Akronym dient als Gedächtnisstütze:

  • PEN: Patient berichtet über Penizillinallergie

  • F: Allergische Reaktion auf Penizillin nicht länger als fünf Jahre her

  • A: Anaphylaxie oder Angioödem

  • S: Schwere allergische Hautreaktion (z. B. Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, Eosinophilie plus systemische Symptome)

  • T: Therapie der allergischen Reaktion erforderlich

Diese Kriterien werden unterschiedlich gewichtet: Zwei Punkte gibt es für den zeitlichen Abstand von weniger als fünf Jahren sowie für das Auftreten von Anaphylaxie/Angioödem oder (!) schweren Hautreaktionen, nur einen Punkt für eine Therapie. Insgesamt werden also maximal fünf Punkte erreicht. Bleibt die Punktzahl unter drei, ist eine Penizillinallergie unwahrscheinlich, wie die Forscher herausgefunden haben. Bei den von ihnen analysierten Patienten lag der negative Vorhersagewert (NPV) eines solchen Ergebnisses bei etwa 96 %.

"PEN-FAST hat in unserer Studie den hohen NPV gezeigt, der für einen Ausschlusstest erforderlich ist und der sich mit etablierten Hauttests vergleichen lässt", schreiben die Studienautoren. Bei Patienten mit einem Score < 3 bestehe demnach ein geringes Risiko einer Penizillinallergie, sodass eine Behandlung mit einem Penizillin möglich sein sollte.

Zu beachten ist, dass PEN-FAST nur für orale Penizilline und nur für erwachsene Patienten anwendbar ist. Weil Patientenakten unvollständig sein können, raten die Studienautoren eindringlich, bei der Verwendung von PEN-FAST den Patienten selbst detailliert nach seiner Krankengeschichte zu fragen.

Fazit: PEN-FAST beruht auf der Anamnese einer vermuteten Penizillinallergie und kann erwachsene Patienten mit niedrigem Allergierisiko erkennen; der negative Vorhersagewert liegt bei 96 %.

Trubiano JA et al. Development and Validation of a Penicillin Allergy Clinical Decision Rule. JAMA Intern Med. 2020; 180: 1-9