_ Beim atopischen Ekzem (AE) und der aktinischen Keratose (AK) hat der chronisch-progressive Verlaufscharakter wichtige therapierelevante Implikationen: Beide Erkrankungen bedürften langfristiger Behandlungskonzepte, mit denen sich insbesondere auch subklinische Veränderungen erfassen lassen, so Dr. Kai-Martin Thoms, Göttingen.

Beim AE schließt sich an den akuten Ekzemschub die chronische Ekzemphase an, die es möglichst langanhaltend zu stabilisieren gilt. Um weiteren Ekzemschüben vorzubeugen, hat sich das Konzept der proaktiven Therapie bewährt, das im Unterschied zur reaktiven Therapie (erneute Akuttherapie bei der nächsten Exazerbation) neuerliche Entzündungsschübe auch schon auf subklinischer Ebene beantwortet und eine längerfristige Schubkontrolle ermöglicht.

Tacrolimus-Salbe (Protopic® Salbe) ist bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab zwei Jahren sowohl zur topischen Behandlung des akuten Ekzemschubs als auch zur topischen Erhaltungstherapie indiziert. Für die proaktive Therapie kommen Patienten in Betracht, die auf eine bis zu sechs Wochen dauernde Behandlung mit Tacrolimus-Salbe zweimal täglich ansprechen (Ekzeme abgeheilt, fast abgeheilt oder nur leichte Läsionen). Eine Langzeitstudie bestätigte, dass unter der proaktiven Therapie mit Tacrolimus-Salbe nicht nur die Schubhäufigkeit gegenüber der reaktiven Therapie abnimmt (Schubfreiheit bei 57 % der Patienten innerhalb eines Jahres), sondern auch die Zeit bis zum nächsten Schub verlängert und die Lebensqualität verbessert wird [Wollenberg A et al. Allergy 2008].

AKs sind präkanzeröse Läsionen, die als Vorstufen zum invasiven Plattenepithelkarzinom (PEK) gelten. Eine genaue Vorhersage, welche der AK-Läsionen sich zum invasiven PEK entwickeln wird, ist derzeit aber nicht möglich. Aufgrund des auch bei der AK bestehenden chronischen Verlaufscharakters sollten AK-Läsionen im gesamten AK-Feld (Feldtherapie) behandelt werden, um neben den sichtbaren Läsionen auch subklinische Läsionen miterfassen zu können, so Dr. Wolfgang G. Philipp-Dormston, Köln.

Unter den topisch-medikamentösen Therapieverfahren nehme Ingenolmebutat (Picato® Gel) einen hohen Stellenwert in der Praxis ein, da es eine Reihe von patientenorientierten Kriterien für eine wirksame und sichere Feldtherapie erfülle, erklärte Philipp-Dormston. So verfüge die Therapie mit Ingenolmebutat über eine hohe Selektivität, da sie gesundes Gewebe verschone, und könne auf einer Behandlungsfläche von bis zu 100 cm2 angewendet werden — bei akzeptablen lokalen Hautreaktionen und ohne systemische Resorption [Anderson L et al. J Clin Aesthet Dermatol. 2014].

Die kurze Anwendungsdauer gehe mit einer sehr guten therapiebezogenen Adhärenz der Patienten einher: Im Head-to-Head-Vergleich wurde die dreitägige Feldtherapie mit Ingenolmebutat 150 μg/g Gel nicht nur als signifikant wirksamer als die 90-tägige Feldtherapie mit Diclofenac-Natrium eingeschätzt (p = 0,002), sondern auch mit einer signifikant höheren Patientenzufriedenheit bewertet (p < 0,001) [Stockfleth E et al. Br J Dermatol. 2018].