Unstrukturiert, fehlerhaft, missverständlich: Briefe, die ihre Patienten bei der Entlassung aus der Klinik mitbringen, treiben Allgemeinmediziner „regelmäßig zur Verzweiflung“, wie der Linguist Dr. Sascha Bechmann berichtet. Laut Ergebnissen einer bundesweiten Umfrage unter 197 Hausärzten, die er kürzlich unter Mitwirkung von Hausärzteverbänden durchgeführt hat, verstehen 98,5 % der Ärzte die Briefe ihrer Kollegen nicht auf Anhieb (URN der Studie: urn:nbn:de:hbz:061-20190813-073206-6; https://bit.ly/2ZjhnyF). Ein besonderes Problem sind unbekannte und nicht erklärte Abkürzungen. Fast alle befragten Ärzte haben schon mindestens einmal einen fehlerhaften Entlassbrief eines Patienten in Händen gehalten. Oft passen die Informationen im Brief nicht zu den Befunden. Als Hauptquellen von Fehlern nennen 76,6 % der Hausärzte die Entlassungsmedikation.

Ebenfalls häufig erwähnt werden Therapieempfehlungen (74,1 %) und Epikrise (64,5 %). Weitere Kritikpunkte sind unterschiedliche Gliederung, vergessene, falsch gewichtete oder irrelevante Informationen und nicht dokumentierte Therapieschritte. Knapp 90 % der Ärzte sind überzeugt, dass unverständliche oder fehlerhafte Briefe Behandlungsfehler nach sich ziehen können.

Im Mittel lesen Hausärzte laut Befragung drei bis zehn Briefe am Tag. Bei einem Viertel der Ärzte liegt die Zahl noch höher. Die Zeit, die täglich fürs Lesen von Arztbriefen aufgewendet werden muss, beträgt bis zu eine Stunde. Aufseiten der Briefschreiber ist der Zeitaufwand mit täglich zwei bis drei Stunden noch höher.

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Häufig fällt es Ärzten schwer, die Briefe ihrer Kollegen auf Anhieb richtig zu verstehen.

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