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Frage: Einer 15-jährigen Patientin wurden drei dunkle Pigmentnävi im Dekolleté entfernt. Nach sechs Wochen haben sich zwei hypertrophe Narben entwickelt, die zu kosmetischen Problemen führen. Die Narben werden mit Pflegesalben massiert. Vor Jahren hätte ich Triamcinolon unterspritzt; ich habe damals aber auch heftige Reaktionen gesehen, indem es statt der Hypertrophie zu „Hauteinziehungen“ gekommen ist. Auch sind diese Injektionen in meiner Erinnerung recht schmerzhaft gewesen. Ist Kryotherapie eine Option, wenn ja, wie kalt und wie lange? Ist gepulster Farbstofflaser eine zu gewaltige Maßnahme bei dieser Ausprägung? Ist der Einsatz von Silikon sinnvoll? Gibt es da Möglichkeiten? Oder erst einmal drei Monate nur abwarten?

Antwort: Sie beschreiben hypertrophe Narben, also eine Bindegewebsvermehrung, die auf die Exzisionsstelle oder ursprüngliche Verletzung beschränkt ist (nicht wie bei einem Keloid darüber hinauswächst) und die nach sechs Wochen entstanden ist. Sie entstehen ohne genetische Veranlagung und können sich in der Tat im Verlauf spontan oder als Folge einer Behandlung zurückbilden.

Die Narben sind behandlungsbedürftig, wenn Juckreiz, Schmerzen oder funktionelle Beeinträchtigungen (z. B. Kontraktion) vorliegen oder wenn sie, wie offenbar in diesem Fall, ästhetisch sehr störend sind und zu Einschränkungen der Lebensqualität oder zu Stigmatisierung führen.

Es sei vorweg gestellt, dass für keine der aufgeführten und in der Leitlinie empfohlenen Methoden eine zufriedenstellende Verbesserung aller Beschwerden garantiert ist, und dass es schwierig oder nicht möglich ist, immer einer der Behandlungsmöglichkeiten oder ihrer Kombinationen einen sicheren Vorzug zu geben. Bei hypertrophen Narben ohne Zugspannung im Dekolleté (die man sonst lösen müsste) wäre bei einer 15-Jährigen zunächst einmal eine Option, bis zu sechs Monate abzuwarten.

Bei weiterer Vergrößerung würde ich (innerhalb der sechs Monate) mit der Patientin und den Eltern folgende Maßnahmen besprechen und nach Aufklärung und Absprache beginnen: eine Kryotherapie (nach wie vor eine anerkannte Option) und/oder eine streng intraläsionale Injektion von Triamcinolonacetonid (streng intraläsional und deshalb nicht zu tief, um das Risiko der von Ihnen erwähnten Atrophien und Vertiefungen zu minimieren, hilfreich ist es daher auch, mit niedriger Konzentration (10 mg/ml) zu beginnen und erst im Verlauf langsam bis 40 mg/ml zu steigern). Bei Kombination beider Verfahren kann man die Anwendung der Kryotherapie kürzer halten (kein komplettes Durchfrieren), um so die intraläsionale Injektion des Kortikoids zu erleichtern.

Eine Behandlung mittels CO2- oder Erbium:YAG-Laser kann laut Leitlinie bei nicht mehr aktiven hypertrophen Narben mit merklichen Unterschieden im Oberflächenniveau empfohlen werden. Es bietet sich dann eine Kombination mit anderen Maßnahmen wie Glukokortikosteroidinjektionen oder Kryotherapie an. Bei auffälliger, anhaltender Rötung wird eine Behandlung mit Blitzlampen-gepumpten gepulsten Farbstofflaser empfohlen, jeweils alle vier bis sechs Wochen. Eine Druckbehandlung ist im Dekolletébereich schwierig, eine Radiatio bei dem Alter nicht indiziert. In Einzelfällen ist auch das Herausschneiden mit intrakutaner Naht, entspannten Wundrändern und anschließend Nachbehandlung mit konservativ topischer Therapie möglich.

In der Leitlinie wird die operative Therapie von hypertrophen Narben ohne eine Zugspannung und ohne kosmetische Entstellung mit einer Bestandsdauer von weniger als einem Jahr nicht empfohlen. Die Exzision kleinerer, kosmetisch störender hypertropher Narben, die auf der Basis einer gestörten Wundheilung entstanden sind, kann empfohlen werden.

Eine lokale Behandlung mit Silikonpräparaten bei bereits bestehender und aktiver hyper-tropher Narbe ist als alleinige Therapie wenig aussichtsreich und wird eher als Zusatztherapie gesehen oder postoperativ zur Prophylaxe einer eventuellen oder zur frühen Behandlung einer gerade entstehenden hypetrophen Narbe erwogen.

Fazit: Ohne deutlichen Progress würde ich bei hypertrophen Narben im Dekolleté-Bereich ohne Zugspannung bei einer 15-Jährigen zunächst einmal bis zu sechs Monate warten.