_ Von Kosmetikprodukten wird keine 100%ige Sterilität erwartet, doch Verbraucher müssen sicher sein, dass von ihren Pflegeartikeln keine Infektionsgefahr ausgeht. Vor allem Patienten mit nicht intakter Hautbarriere, aber auch kleine Kinder und ältere Menschen haben ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn sie mikrobiell kontaminierte Pflegeprodukte verwenden.

Um möglichen Gefahren auf die Spur zu kommen, haben finnische Wissenschaftler Daten des europäischen Schnellwarnsystems RAPEX (Rapid Alert System for Non-Food Consumer Products) aus den Jahren 2005 bis 2018 analysiert [Michalek IM et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2019; http://doi.org/c8tz.] RAPEX ist ein Instrument zur Produktsicherheit, hier werden Rückruf- oder Rücknahmeaktionen nicht den Vorschriften entsprechender Erzeugnisse dokumentiert.

Die Studienautoren fanden Berichte zu 104 Kosmetika, die mit mikrobiellen Kontaminationen in den Verkauf gelangt waren, 20 davon waren Produkte für Kinder. Ein Drittel aller Meldungen kam aus Deutschland. 65 % der kontaminierten Produkte wurden in einem RAPEX-Mitgliedstaat produziert — 18 % in Deutschland, das damit einen Spitzenplatz einnimmt, gefolgt von Frankreich mit 7,7 %.

Am häufigsten fanden sich mikrobielle Verunreinigungen in Hautpflege- und Hautreinigungsprodukten (je 31 %), gefolgt von Haar- und Kopfpflegeprodukten (20 %) sowie Make-up-Produkten.

figure 1

© forest_strider / Getty Images / iStock

Mehr als die Hälfte der Kontaminationen war durch gramnegative Bakterien verursacht, überwiegend Pseudomonas spp. (36 %) und Enterobacter spp. (12 %). Unter den grampositiven Keimen wurde hauptsächlich Staphylococcus aureus identifiziert.

Die Ergebnisse der Untersuchung haben den Studienautoren zufolge zwei Konsequenzen für die klinische Praxis: Erstens sollte man im Fall einer Hautinfektion mit unbekannter Infektionsquelle auch an Kosmetika als Ursache denken und zweitens sei es für immundefiziente Patienten wichtig, nur Kosmetikprodukte sicherer Herkunft zu verwenden.