_ Hyaluronidase dient sowohl als Adjuvans zur Lokalanästhesie als auch „off-label“ als Antidot bei Fillerkomplikationen.

Die Unterfütterung mit Fillern ist inzwischen der häufigste ästhetische Eingriff in Deutschland. Auch wenn es sich grundsätzlich um ein schonendes Vorgehen handelt, besteht dennoch die Gefahr, dass Fehlinjektionen oder Überkorrekturen vorgenommen werden. Mögliche Komplikationen nach Filleraugmentation stellte Prof. Peter Arne Gerber, Düsseldorf, vor.

Fehlinjektionen können den Verschluss wichtiger Arterien verursachen, die unbehandelt zum Gewebeuntergang und in der Folge zu atrophen Narben führen können. Worst-Case-Szenarien seien Erblindungen nach Eingriffen an der Glabella oder der Nasalregion. „Jeder Arzt produziert Nebenwirkungen“, fasste Dr. Tanja Fischer, Berlin/Potsdam, diese Umstände zusammen. Wichtig sei, die unerwünschten Ereignisse souverän behandeln zu können.

Bei Filler-Injektionen mit Hyaluronsäure besteht die Möglichkeit, die Filler in der Haut wieder aufzulösen. Es sei das einzige Augmentationsmaterial für das mit Hyaluronidase (Hylase® „Dessau“) ein Antidot verfügbar ist, so Gerber. Er warnte davor, Filleraugmentationen durchzuführen, ohne Hyaluronidase verfügbar zu haben. Gleichzeitig merkte er an, dass man sich im Off-Label-Bereich bewege, wenn man Hyaluronsäure-Filler auflöse. Zugelassen ist das Enzym als Adjuvans zur Lokalanästhesie. Durch seine gewebeauflockernde Wirkung (auch „spreading“ genannt), trägt Hyaluronidase zu einer besseren Verteilung des Narkotikums bei.

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Dermafiller gelten grundsätzlich als schonendes Verfahren; dennoch besteht die Gefahr von Fehlinjektionen oder Überkorrekturen.

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Derweil wird Hyaluronidase weiter untersucht. Gerber präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse, unter anderem zu In-vitro-Degradation von Fillern. Offenbar kann nicht jeder Hyaluronsäure-Filler gleich effektiv aufgelöst werden [Buhren BA et al. Eur J Med Res. 2018; 23: 37]. Zudem führt eine geringdosierte Gabe von Hyaluronidase wider Erwarten zu mehr Hyaloran in der Haut. Gerber zufolge fängt der Fibroblast als Reaktion auf das Enzym an gegenzusteuern, um mehr Hyaluronsäure zu synthetisieren. Diese Erkenntnisse könnten die Grundlage für neue Indikationen von Hylase® „Dessau“ bilden.