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Nachgefragt

Bei Epikutantests gibt es viele Fehlerquellen

hautnah dermatologie volume 35, page 56 (2019)Cite this article

Die Leitlinie Durchführung des Epikutantests mit Kontaktallergenen und Arzneimitteln erhielt jüngst ein Upgrade, in dem alle Schlüsselfragen sorgfältig geprüft wurden. Prof. Vera Mahler, Koordinatorin der neuen S3-Leitlinie, erläutert überraschende Befunde und die häufigsten Fehler.

? Was ist die wichtigste Änderung in der aktuellen S3-Leitlinie gegenüber der Vorgängerversion von 2008?

Prof. Vera Mahler: Die alte Leitlinie war nicht schlecht, aber vor allem eminenzbasiert — da haben wir niedergeschrieben, was wir schon immer wussten. Die neue Leitlinie ist nicht nur ein Update, sondern auch ein Upgrade. Wir haben alle Schlüsselfragen mit systematischer Literaturrecherche und mithilfe der Division of Evidence Based Medicine (dEBM) der Charité geprüft. Die meisten Aussagen konnten wir bestätigen, aber ein paar Befunde waren neu und überraschend. Zum Beispiel, dass relativ viele Epikutantestreaktionen verpasst werden, wenn nur nach 48 und 72 Stunden abgelesen wird. Deswegen empfehlen wir jetzt eine weitere Ablesung nach sieben bis zehn Tagen. Dabei handelt es sich um eine Kann-Empfehlung. Nur bei Verdacht auf Sensibilisierung gegen bestimmte Allergene, bei denen das besonders häufig vorkommt, zum Beispiel Kortikosteroide, Aminoglykoside, Formaldehyd oder Dentalmetalle, gibt es eine explizite Empfehlung.

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„Nicht unkritisch alle Reaktionen in den Allergiepass eintragen! “

Prof. Dr. med. Vera Mahler

Prof. Mahler ist Koordinatorin der S3-Leitlinie zu Epikutantests, Vorstandsmitglied der Deutschen Kontaktallergie- Gruppe (DKG) und Abteilungsleiterin der Allergologie am Paul-Ehrlich-Institut in Langen.

© PEI

? Was ist noch neu?

Mahler: Ein weiterer überraschender Befund betrifft Antihistaminika der zweiten und dritten Generation. Anders als gedacht, wirken sie nicht nur auf Soforttypallergien, sondern können auch die zellulären Reaktionen im Epikutantest abschwächen. Noch nicht genügend Evidenz haben wir zur Bedeutung der Zyklusphase. Zumindest in einer Studie wurde in der postmenstruellen Phase eine abgeschwächte Reaktion auf Nickel gefunden. Das ist vielleicht etwas, auf das wir unser Augenmerk richten sollten.

? Welche Fehler werden Ihrer Erfahrung nach bei Epikutantests gemacht?

Mahler: Es gibt immer noch Praxen, die ihre Testsubstanzen bei Raumtemperatur lagern. Dadurch gehen sie kaputt, vor allem Duftstoffe sind sehr sensibel. Oft wird auch das Testpflaster schon freitags gerichtet, zu warm gelagert und erst montags geklebt. Davon ist dringend abzuraten. Ungünstig ist auch, dass Reaktionen auf Mixe, wie Duftstoffmix I und II, oft nicht aufgeschlüsselt werden. Für Patienten ist es ausgesprochen schwierig, auf Verdacht alle Duftstoffe zu meiden. Raum für Verbesserung gibt es auch bei Problemallergenen wie Amerchol L 101, die ein relativ hohes irritatives Potenzial haben und am Rücken oft eine schwache Rötung auslösen, die in der Regel irritativ ist. Oft sieht man Allergiepässe, in denen diese Problemallergene reihenweise als Typ-IV-Allergien eingetragen sind, weil hier ungenügend differenziert wird.

? Worauf ist bei der Testauswertung noch zu achten?

Mahler: Bei der Relevanzbeurteilung ist es immer erforderlich, nochmals mit der Anamnese in Abgleich zu treten und nicht gleich alles, was angeschlagen hat, in den Allergiepass zu schreiben. Vor allem muss man fragen, ob eine Exposition besteht oder jemals bestand und ob die aktuellen Beschwerden plausibel dadurch zu erklären sind. Außerdem sollte man hinterfragen, ob man die relevanten Kontaktallergene getestet hat. Wenn die Standardreihe negativ ausfällt, der Patient aber ein klar berufsabhängiges Handekzem hat, dann muss man tiefer schauen und Spezialreihen und patienteneigene Zubereitungen testen.

? Wenn der Test den Verdacht auf ein Arzneimittelexanthem stützt, ist dann ein Provokationstest sinnvoll?

Mahler: Wenn es eine klare Anamnese gibt und man zum Beispiel die drei verdächtigen Medikamente testet und eines anschlägt, dann reicht das aus. Sind die Ergebnisse negativ oder unklar, dann würde man unter ärztlicher Überwachung provozieren.

? Wie oft sind die Befunde von Epikutantests trotz korrekter Durchführung nicht diagnoseweisend?

Mahler: Das hängt davon ab, was getestet wird. Bei Kontaktallergenen ist die Aufklärungsquote ausgesprochen gut. Arzneimittel sind schwierig, weil der Präsentationsweg ja ein ganz anderer ist: Sie werden bei der Epikutantestung ja nicht systemisch angewendet, es findet keine Metabolisierung statt, auch die Hautpenetration spielt eine Rolle. Hier liegt die Aufklärungsquote nur bei etwa 40 %.

? Die Zahl der Epikutantests geht seit Jahren zurück. Was ist davon zu halten?

Mahler: Das ist ein Problem: Bei Kontaktallergien gibt es keine andere Therapie als die Allergenmeidung. Wenn das Allergen nicht identifiziert wird, bestehen die Ekzeme fort. Das ist eine große Belastung für die Patienten. Die Alternative, aus Unwissen immer wieder mit Kortison zu behandeln, ist nicht zielführend. Alle Patienten mit Verdacht auf Kontaktallergie sollten frühzeitig eine adäquate Testung erhalten.

Literatur

  • Das Interview führte Dr. Beate Schumacher.

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Springer Medizin. Bei Epikutantests gibt es viele Fehlerquellen. hautnah dermatologie 35, 56 (2019). https://doi.org/10.1007/s15012-019-3145-y

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