Noch immer würden Biologika in der medizinischen Praxis bei bestimmten Erkrankungen zu selten eingesetzt, obwohl ihre Wirksamkeit und Sicherheit längst nachgewiesen seien, so Dr. Ralf von Kiedrowski, München, In die Entscheidung für oder gegen den Einsatz eines Biologikums, zum Beispiel bei Psoriasispatienten, fließen im Praxisalltag verschiedene Faktoren ein: Ausrichtung der Praxis, Krankheitsschwere, Wünsche des Patienten, Therapieziele, subjektive Erfahrungen mit den Wirkstoffen, generelle therapeutische Optionen, Komorbidität und das Wirtschaftlichkeitsgebot. So sind einige Biologika bei bestimmten Begleiterkrankungen kontraindiziert oder nur mit größter Vorsicht einsetzbar, wie etwa Acitretin oder Methotrexat bei schweren Leber- oder Herzerkrankungen oder einer Schwangerschaft.

In der Erstlinientherapie sollte der Einsatz von Biologika nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn konventionelle Erstlinientherapien keinen ausreichenden Therapieerfolg erwarten lassen. Patienten können, wenn sie auf eine Biologikabehandlung ansprechen, oft lange Remissionszeiten erreichen. Mitunter kommt es jedoch nach einem ersten guten Ansprechen, selbst mit PASI 90, nach vielen Wochen zu einem Flare-up. Dies müsse, so Kiedrowski, von einer anhaltenden Verschlechterung der Erkrankung abgegrenzt werden. Die Patienten sollten darüber aufgeklärt werden, dass die Krankheitsbefunde unter der Biologikatherapie fluktuieren können und die Therapie nicht in jedem Falle sofort umgestellt werden muss.

Wenn die Erkrankung an sichtbaren oder heiklen Körperregionen (Gesicht, Kopf, Hand- und Fußflächen, Fingernägel, Genital-Analbereich) auftritt und sich der Patient in seiner Lebensqualität dadurch besonders beeinträchtigt fühlt, könne, so stellte Kiedrowski die Empfehlungen der aktuellen Leitlinie vor, selbst bei leichter Psoriasis ein Einsatz von Biologika in Erwägung gezogen werden, wenn dies dem Patientenwunsch entspricht. Die Wirkaussichten seien gut, der drohenden Stigmatisierung von Patienten in der Öffentlichkeit beziehungsweise der Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität könne wirkungsvoll begegnet werden. Auch bei starkem Pruritus, der zum Kratzen führt, ist ein Einsatz von Biologika empfohlen.

Generell appellierte Kiedrowski darauf, Biologika mit guter Wirksamkeit bei Psoriasis einzusetzen. Zwar seien sie teuer, aber gleichzeitig eine effiziente und vergleichsweise nebenwirkungsarme Therapieoption.

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Sind sichtbare Körperregionen betroffen, können selbst bei leichter Psoriasis Biologika erwogen werden.

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