Atopische Dermatitis (AD) ist, wie Prof. Tilo Biedermann, München, ausführte, eine Erkrankung, die die Lebensqualität schon der jüngsten Betroffenen enorm beeinträchtigt. Ein großes Problem sind die häufig vorkommenden, nicht atopischen Komorbiditäten wie kutane und nicht kutane Infektionen, Übergewicht, Herzkreislauferkrankungen, neuropsychiatrische Störungen und Autoimmunerkrankungen.

In den letzten Jahren wurde erkannt, dass für die Pathogenese der AD eine geschwächte Hautbarriere infolge trockener Haut eine entscheidende Rolle spielt. Außerdem liegt auf der läsionalen Haut der Betroffenen eine mikrobielle Dysbiose vor und dominiert eine Typ-2-Immunität (Th2-Erkrankung, „Allergie“). Zwischen diesen drei Faktoren bildet sich bei der Krankheitsentstehung ein Circulus vitiosus heraus.

Für Patienten mit schwerer AD eröffneten sich jüngst neue therapeutische Targets für selektiv wirkende und damit womöglich auch verträglichere Wirkstoffe. Bisherige Substanzen wie Cyclosporin, Azathioprin oder Methotrexat unterdrücken das Immunsystem unspezifisch und sind deshalb in der Regel mit vielen Nebenwirkungen behaftet. Die neuen Substanzen blockieren selektiv Botenstoffe oder Pathways der Typ-2-Immunität. Seit geraumer Zeit zugelassen ist der monoklonale Antikörper Dupilumab, der über die α-Kette des IL-4-Rezeptors den IL-4- und IL-13-Pathway blockiert. Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Dupilumab bei Patienten mit moderater bis schwerer AD wurden mittlerweile vielfach bestätigt [Kraft M et al. Expert Rev Clin Immunol. 2017; 13: 301–10; Wang FP et al. J Dermatol Sci. 2018; 90: 190–8].

Auch für die Anti-IL-13-Antikörper Lebrikizumab und Tralokinumab deutete sich bislang eine gute Effizienz an. Ein weiterer potenzieller therapeutischer Angriffspunkt sind IL-31 und das am Anfang des Typ-2-Pathways stehende TSLP(„thymic stromal lymphopoietin“)-Zytokin aus dem Epithel. Bei den entsprechenden Wirkstoffen wird in Effektorzellen eine Aktivierung der Rezeptoren getriggert, an die Januskinasen (JAK) angedockt sind, die dort aktiviert werden. Zytokinrezeptoren benötigen JAK, um ihre Wirkung über eine intrazelluläre Signalkaskade ins Zellinnere zu vermitteln. Mithilfe von „small molecules“ können JAK blockiert werden. Dies hat, wie sich etwa in einer Phase-II-Studie für Baricitinib, einen oralen selektiven Inhibitor der JAK 1 und 2 andeutete, einen raschen und starken Wirkeintritt zur Folge [Guttman-Yassky E et al. J Am Acad Dermatol. 2019; 80: 913–921.e9].

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Jedoch ist die Wirkung dieser neuen Medikamente weniger selektiv, weshalb in weiteren Studien besonderes Augenmerk auf ihre Verträglichkeit gelegt werden muss.