Der „Vorteil“ der atopischen Dermatitis (AD), wie auch von allen anderen Hauterkrankungen, sei es doch, dass man relativ einfach an das betroffene Organ heran komme, betonte Prof. Thomas Werfel, Hannover. Insbesonders bei Ekzemerkrankungen könne das Abtragen der oberen Hautschichten Aufschluss über die Pathologie von Haut und Bindegewebe geben. Eine Arbeit des letzten Jahres hat eine minimalinvasive Pflasterabrisstechnik zur detaillierten Untersuchung von regulierten Molekülen in den oberen Hautschichten standardisiert, die laut Werfel „viel Potenzial für die Zukunft“ habe [Dyjack et al. J Allergy Clin Immunol. 2018; 141: 1298–309]. Mithilfe der Abrisstechnik konnte die transkriptionelle Regulation nicht läsionaler, also gesunder Hautpartien von AD-Patienten mittels Immunfluoreszenztechniken auf die Expression einzelner Proteine untersucht werden. Dabei wurde gezeigt, dass die Hälfte der AD-Patienten eine Zytokin-Typ-2(Th2)-Signatur mit aufregulierter mRNA-Expression von 656 Genen in ihrer gesunden Haut aufweisen.

In einer aktuellen Studie konnte mittels derselben Pflasterabrisstechnik die nicht läsionale Haut von Kindern mit AD plus einer Nahrungsmittelallergie (NMA) mit der Haut von Kindern nur mit AD ohne NMA verglichen werden [Leung et al. Sci Transl Med. 2019; 11: 480]. Dabei wurde beobachtet, dass der transepidermale Wasserverlust (TEWL) in der gesunden Haut von Kindern mit AD und NMA höher ist als bei Kindern ohne NMA. Je mehr Pflaster an derselben Hautstelle abgerissen wurden (≤ 20), desto größer wurde die TEWL-Differenz zwischen den zwei Vergleichsgruppen.

Auf molekularer Ebene konnte zudem gezeigt werden, dass Zytokeratine, die eigentlich im Statum basale exprimiert sein sollten, in der oberen nicht läsionalen Hautschicht von Kindern mit AD und NMA auf- und damit fehlreguliert sind.

Die Ergebnisse dieser beiden Studien zeigen deutlich, dass die von Dyjack et al. standardisierte minimalinvasive Pflasterabrisstechnik mit nachfolgender „-omics“-Untersuchung „faszinierende Möglichkeiten“ bietet, um die regulierten Moleküle der Haut bei verschiedenen Dermatosen zu untersuchen. Auch wenn die Methode in der Praxis noch nicht für Hautanalysen und diagnostische Fragestellungen eingesetzt werden kann, so „werden Sie in den nächsten Jahren noch einiges davon hören“, versicherte Werfel.