Die Alopecia androgenetica (AGA) führt zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität, berichtete Prof. Tobias Fischer, Linz. Welche Therapieoptionen betroffenen Patienten evidenzbasiert empfohlen werden können, wurde in der aktuellen S3-Leitlinie des European Dermatology Forum (EDF) erläutert [Kanti V. et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018; 32: 11-22].

Als effektiv anerkannt sei die topische Therapie mit Minoxidil für Frauen und Männer sowie die systemische Therapie mit Finasterid bei Männern, so Fischer. In einer aktuellen Studie, in die 40 Männer mit AGA eingeschlossen waren, wurde gezeigt, dass auch topisches Finasterid in Kombination mit topischem Minoxidil nach 24 Wochen im Vergleich zu einer Minoxidilmonotherapie hinsichtlich der Zunahme der Haardichte und des Haardurchmessers sowie der optischen Beurteilung anhand von Übersichtsfotografien überlegen war [Suchonwanit P et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018; 32: 2257-63]. Unter der Kombination kam es zu minimalen Effekten auf die Plasmaspiegel von Dihydrotestosteron, die um etwa 5 % sanken. Systemische Nebenwirkungen traten in keiner Behandlungsgruppe auf.

In der Behandlung der AGA zunehmend populär wird „platelet rich plasma“ (PRP), berichtete Fischer. Bei dieser Methode wird Plasma mit angereicherten und aktivierten Thrombozyten injiziert, die Wachstumsfaktoren wie IGF(„insuline-like growth factor“)-1 freisetzen und so eine positive Wirkung auf das Haarfollikelwachstum haben sollen. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge [Giordano S et al. Int J Trichology. 2018; 10: 1-10], in der sieben Studien mit insgesamt 194 Patienten ausgewertet wurden, führt eine lokale Injektion von PRP zu einer signifikanten Zunahme der Haarzahl um 14,38 pro cm2 gegenüber unbehandelten Kontrollen. Auch die Haardicke nahm zu. Die Haarzahl der mit PRP behandelten Patienten stieg zwar um 18,79 % an und der Haardurchmesser nahm um 32,63 % zu, diese Ergebnisse waren jedoch nicht signifikant.

In einem weiteren Review wurden 19 Studien hinsichtlich ihres Standardisierungsgrades der PRP analysiert [Kramer ME et al. J Cosmet Dermatol. 2018; 17: 666-71]. Es zeigte sich, dass die Angaben zur Präparationsmethode und finalem PRP-Produkt unzureichend beziehungsweise inkonsistent waren, sodass ein Vergleich der Wirksamkeit bei AGA nicht möglich war.

Die Evidenzlage der PRP bei der AGA sei somit schwach und die Anwendung bei dieser Indikation könne bislang nicht aktiv empfohlen werden, fasste Fischer zusammen. Placebokontrollierte, doppelblinde Studien mit standardisierten PRP-Produkten und einer Evaluation durch objektive Messmethoden wie dem Fototrichogramm wären wünschenswert.