Kinder mit einer frühen atopischen Dermatitis (AD) entwickeln später im Schulalter überdurchschnittlich oft ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), erklärte Prof. Thomas Werfel, Hannover. Welche Faktoren für das erhöhte ADHS-Risiko verantwortlich sind wurde in einer aktuellen Studie untersucht [Schmitt J. et al. Allergy. 2018; 73: 615-26].

ADHS-Symptome und andere Verhaltensauffälligkeiten, Lebensqualität, Belastung der Eltern sowie Schlafprobleme wurden bei vier Gruppen von Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren verglichen: Die erste Gruppe bestand aus 42 Kindern mit AD, eine zweite Gruppe umfasste 34 Kinder mit diagnostiziertem ADHS, aber ohne AD. Die 31 Kinder der dritten Gruppe hatten sowohl eine AD als auch ein ADHS, während die Kontrollgruppe 47 gesunde Kinder umfasste.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten die Kinder der drei anderen Gruppen nicht nur eine verringerte Lebensqualität, sondern auch signifikant mehr Verhaltensauffälligkeiten — auch die Kinder mit AD ohne ADHS-Diagnose. Das Ausmaß der ADHS-Symptome korrelierte nicht mit der Schwere der AD. Es wurde jedoch eine Korrelation mit einer vorherigen Einnahme von Antihistaminika gefunden. Durch weitere Untersuchungen mit größeren Fallzahlen sollte geklärt werden, ob die Einnahme von Antihistaminika für die ADHS verantwortlich ist oder ob es sich um einen Surrogatparameter für eine frühere schwere AD handelt.

Es sei bekannt, dass sedierende Antihistaminika die Schlafqualität verändern können, so Werfel. Daher wird in der S2k-Leitlinie zu Neurodermitis vor der längerfristigen Anwendung von sedierenden H1-Antihistaminika der ersten Generation gewarnt, nach deren Einnahme es zu paradoxen Unruhezuständen kommen kann [Werfel T et al. Allergo J Int. 2016; 25: 82-95].