Eine 55-jährige Frau erhielt nach einem Verkehrsunfall wegen multibakterieller Wundinfektionen an beiden Beinen eine Antibiotikatherapie mit Meropenem intravenös und Minocyclin oral. Innerhalb einer Woche berichtete die Patientin über Übelkeit, unangenehmen Geschmack sowie eine schwarzgefärbte Zunge. Es wurde eine „Schwarze Haarzunge“ als Folge der Minocyclintherapie vermutet. Dabei handelt es sich um eine Hypertrophie und Verlängerung sowie eine braun-schwarze Färbung der filiformen Papillen auf der Zungenoberfläche. Ursächlich ist ein Wechsel der Mundhöhlenflora, der wiederum durch schlechte Mundhygiene, Tabak und reizende Mundwässer hervorgerufen werden kann. Doch auch Antibiotika kommen als Auslöser infrage, vor allem solche aus der Gruppe der Tetrazykline wie Minocyclin. Die Veränderungen an der Zunge sind in der Regel reversibel, wenn die Ursache beseitigt und eine adäquate Mundhygiene eingeleitet wird. Im vorliegenden Fall wurde Minocyclin durch ein anderes Antibiotikum ersetzt. Nach vier Wochen war die Zunge wieder normal. Minocyclin kann auch andere Färbungen bewirken, wie eine blaugraue Verfärbung der Skleren und der Ohrmuscheln.

Abb. 1
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A: Durch Minocyclin verursachte Schwarzfärbung der Zunge. B: Zustand vier Wochen nach Antibiotikumwechsel.

© The New England Journal of Medicine