Für das Management der Psoriasis ist auch der individuelle Lebensstil wichtig, der sich günstig oder ungünstig auswirken kann. Viele Patienten wünschen sich von ihrem Arzt Ratschläge, was sie zusätzlich zur medikamentösen Therapie tun können, sagte Prof. Ulrich Mrowietz, Kiel. Von besonderer Bedeutung für Patienten sind oft Fragen zur Ernährung.

In einer großen Umfrage der US-amerikanischen National Psoriasis Foundation, an der 1.206 Patienten teilnahmen, hielten es knapp zwei Drittel für sehr wichtig, von ihrem Arzt zur Ernährung beraten zu werden [Afifi L et al. Dermatol Ther. 2017; 7: 227-42]. 86 % hatten bereits Diäten ausprobiert, 43,2 % waren aber unsicher, ob eine Ernährungsumstellung tatsächlich hilft. Eine Verbesserung des Hautbefundes beobachteten 53,8 % bei konsequentem Alkoholverzicht, 53,4 % bei Meidung von Gluten, 52,1 % bei Verzicht auf Nachtschattengewächse wie Tomaten oder Paprika und 49,9 %, wenn sie keine Weißmehlprodukte konsumierten. Günstige Effekte sahen 44,6 % bei der Zufuhr von Fischöl oder Omega-3-Fettsäuren, 42,5 % durch den vermehrten Verzehr von Gemüse und 41,0 % durch die Einnahme von Vitamin D.

Der Nutzen von Diäten bei Psoriasis sei wissenschaftlich jedoch noch unzureichend belegt, so Mrowietz. Aktuelle Forschungsergebnisse weisen aber bereits darauf hin, dass fettreiche Nahrung eine Reprogrammierung dendritischer Zellen induziert, in der Folge Interleukin(IL)-23 hochreguliert wird und entzündliche Prozesse gefördert werden [Mogilenko DA et al. Cell. 2019; 177: 1201-16]. In-vitro-Untersuchungen haben am Beispiel von Palmitat gezeigt, dass gesättigte Fettsäuren über eine Aktivierung von TLR ("toll-like receptor") intrazelluläre oxidative Stressreaktionen hervorrufen. Bei dendritischen Zellen und Makrophagen führte die Palmitatzugabe zu einer besonderen Aktivierungssignatur des UPR ("unfolded protein response"), die unter anderem zur Bildung und Freisetzung von IL-23 führte. Die UPR ist ein für die Kontrolle korrekt gefalteter Proteine wichtiger Prozess und Störungen können zur Aufregulierung von Entzündungskaskaden und zur Apoptose führen. Die Induktion der Produktion und Freisetzung von IL-23 könne nach heutigen Verständnis der Pathogenese der Psoriasis die negative Wirkung von gesättigten Fettsäuren plausibel erklären, so Mrowietz.

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Auch wenn's schwer fällt: Psoriasispatienten sollten auf gesättigte Fette verzichten.

In einer weiteren Studie wurde gezeigt, dass gesättigte Fettsäuren auch bei Normalgewichtigen entzündliche Prozesse in der Haut verstärken [Herbert D et al. J Invest Dermatol. 2018; 138: 1999-2009]. Die Spiegel der im Serum nachgewiesenen freien Fettsäuren korrelierten mit der Schwere der Psoriasis. Eine Reduktion dieser Fette in der Ernährung kann diesen Daten zufolge allen Psoriasispatienten empfohlen werden, übergewichtige Patienten sollten zusätzlich eine Normalisierung des Gewichts anstreben.

Auch zu Gluten und anderen Weizenproteinen, insbesondere zu den Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), liegen erste wissenschaftliche Daten vor, berichtete Mrowietz. So konnte gezeigt werden, dass ATIs unter anderem an TLR4 dendritischer Zellen binden und dadurch entzündliche Prozesse fördern [Schuppan D, Gisbert-Schuppan K. Springer. 2018].

Angelika Bauer-Delto

Psoriasis. Ulrich Mrowietz