Ein bislang gesundes einjähriges Mädchen wurde mit seit vier Tagen bestehendem Fieber und einem Erythem, verbunden mit einer Schwellung des linken Mittelfingers, in ein Krankenhaus eingeliefert. Zunächst wurde eine bakterielle Infektion vermutet und eine intravenöse Cefazolintherapie begonnen. Während der folgenden 36 Stunden kam es jedoch nicht zur Entfieberung. Der Finger des Kindes wies sichtbare Vesikel auf und die Fingerspitze wurde blass. Die Anamnese ergab, dass das Mädchen oft an den Fingern lutscht. Bei einer genauen Untersuchung der Mundhöhle wurden eine gingivale Entzündung sowie eine Zungenläsion festgestellt. In der Materialprobe aus einer oralen Läsion konnte der Herpes-Simplex-Virus-Typ-1 (HSV-1) identifiziert werden. Primäre HSV-1-Infektionen der Mundhöhle bei Kindern verursachen häufig eine Gingivostomatitis und Fieber. Bei daumen- und fingerlutschenden Kindern kann dies zu einer digitalen HSV-Infektion, auch bekannt als herpetischer Whitelow (Umlauf), führen. Bei der einjährigen Patientin wurde Cefazolin abgesetzt und Aciclovir intravenös eingeleitet. Innerhalb von zwei Tagen begannen sich die Symptome zu bessern und die Behandlung wurde anschließend auf orales Valaciclovir umgestellt. Die Patientin konnte schließlich nach Hause entlassen werden und erhielt eine insgesamt zehntägige antivirale Therapie. Bereits neun Tage nach ihrer Entlassung waren sämtliche Auffälligkeiten verschwunden.
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Shoji K et al. N Engl J Med. 2018; 378: 563
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Hoppen, T. Beobachtung aus Japan: digitale Herpesinfektion. hautnah dermatologie 34, 26 (2018). https://doi.org/10.1007/s15012-018-2914-3
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