_ Über 99 % aller Jugendlichen infizieren sich mit Windpocken, jeder Dritte erkrankt später, verursacht durch die Reaktivierung der Varizella-Zoster-Viren (VZV) bei eingeschränkter Immunabwehr, an Herpes Zoster. Neben schmerzhaftem Hautausschlag erleiden sie oft Komplikationen wie Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Die Erkrankungs- und Komplikationsrisiken steigen mit dem Alter. Mit Zostavax® steht ein Lebendimpfstoff zur Verfügung, dessen Wirksamkeit im Bereich von 50–66 % liegt. Der Impfschutz hält allerdings nicht lange an und fällt im Alter schwächer aus. Die Impfkommission STIKO gab deshalb 2017 kein positives Votum ab.

Seit Mai 2018 gibt es mit Shingrix® eine neue Impfung zur Herpes-Zoster- und PZN-Prävention, die in zwei intramuskulären Injektionen im Abstand von zwei bis sechs Monaten verabreicht wird. Die gepoolten Ergebnisse aus zwei Phase-III-Studien mit rund 30.000 Patienten zeigten eine Wirksamkeit von über 91 % in allen Altersgruppen zwischen 50 und 80 Jahren. Relativ häufig (79 % vs. 30 % in der Placebogruppe) kam es zu lokalen, seltener zu systemischen Reaktionen in den ersten zwei bis drei Tagen, die in 12 % (vs. 2 %) Alltagsaktivitäten beeinträchtigten. Sonstige schwere Nebenwirkungen wurden über gut vier Jahre nicht beobachtet. Der Totimpfstoff enthält ein rekombinantes Oberflächenprotein der VZV sowie das Adjuvanssystem AS01B, das die Immunantwort verstärkt. Daraus folgen hohe Wirksamkeit, lang anhaltender Impfschutz (es liegen Daten bis neun Jahre vor), keine Kontraindikation für immunsupprimierte Patienten sowie eine unkomplizierte Lagerung.

In den USA empfehlen die Behörden die Impfung für alle Personen über 50 Jahren. In Deutschland muss die STIKO noch entscheiden, ob sie den Impfstoff empfiehlt. Laut Herstellerangaben erstatten aktuell 35 kleinere, gesetzliche Kassen die Impfung.