Diskutiert wird immer wieder der Zusammenhang zwischen atopischer Diathese und Hautkrebsrisiko. Die Befunde hierzu seien inkonsistent, so Prof. Günther Hofbauer, Zürich. Theoretisch sind zwei konträre Konzepte denkbar: Einerseits könnten Allergene Immunantworten stimulieren und so potenziell einen protektiven Effekt gegen Krebs durch eine erhöhte Abwehrfunktion haben. Andererseits könnte eine chronische Immunstimulation bei Atopie zu proonkogenen Mutationen führen, wie dies zum Beispiel bei entzündlichen Darmerkrankungen mit bekannt erhöhtem Kolonkarzinomrisiko vermutet wird.

In einer deutschen Querschnittstudie wurden nun die Daten von 90.265 Beschäftigten ausgewertet, bei denen Ganzkörper-Hautkrebsscreenings durch Dermatologen durchgeführt worden waren und Angaben zur persönlichen Anamnese vorlagen. Bei 30,7 % waren in der Vorgeschichte Erkrankung aus dem atopischen Formenkreis diagnostiziert worden. Es zeigte sich, dass bei Atopikern die Prävalenz von aktinischen Keratosen, Basalzellkarzinomen und malignen Melanomen niedriger lag. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und bekannten Risikofaktoren wie Hauttyp und Sonnenbrände in der Kindheit verblieb Atopie als signifikanter protektiver Faktor beim Basalzellkarzinom (Odds Ratio 0,77) sowie beim Melanom (Odds Ratio 0,53) [Schäfer et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2017; doi: 10.1111/jdv.14456].

Damit scheint klar belegt, dass Atopie einen Schutz vor Basalzellkarzinomen und auch vor Melanomen vermittelt, so Hofbauer. Ob hierfür die atopische Diathese an sich oder damit verknüpfte Faktoren wie Verhalten, Behandlung und Arztkonsultationen relevant sind, werden prospektive Studien klären müssen.