Neben den allseits bekannten Nebenwirkungen moderner Melanomtherapien gibt es auch solche, die seltener auftreten. Dazu gehörten die muskuloskelettalen Nebenwirkungen, also Muskel- und Gelenkbeschwerden, erläuterte Dr. Jessica Hassel, Heidelberg. Einen Einblick von der Häufigkeit dieser Nebenwirkungen gibt eine Studie aus dem Jahr 2015: Arthralgien traten hier bei der Behandlung mit alleiniger Ipilimumab-Therapie in 19 von 311 Fällen auf (6,1 %) [Larkin et al. N Engl J Med 2015; 373: 23-34]; eine weitere Studie berichtete von seltenen Arthritis-Fällen nach Ipilimumab-Behandlung (2 von 752) [Voskens et al. PLoS One 2013; 8: e53745]. Bei der Therapie mit PD-1-Antikörpern sind Myalgien, Myositiden, Athralgien und Arthritis etwas häufiger. Die meisten dieser Nebenwirkungen haben einen eher milden Verlauf, solche mit höheren Schweregraden betreffen vor allem die Muskulatur (z. B. Myositiden).

Hassel berichtete über eine eigene Studie mit 195 Patienten, die mit PD-1-Antikörpern behandelt wurden. Davon hatten 26 eine Athralgie (13 %), die Beschwerden traten etwa 100 Tage nach Therapiebeginn auf. Häufig waren eher die großen Gelenke betroffen, also Schultern und Knie. 40 % der Patienten klagten zusätzlich über eine Gelenkschwellung. Bei 20 % der Patienten stellten die Mediziner eine Arthritis fest. Die Behandlung solcher Nebenwirkungen erfolgt in der Regel mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR), bei manchen Patienten sind zusätzliche, niedrig dosierte Steroide nötig. Bei Patienten mit einer klaren rheumatischen Erkrankung kommen höher dosierte Steroide zum Einsatz. Interessant ist der Zusammenhang zwischen Nebenwirkungen und dem Therapieansprechen: Wie Dr. Hassel berichtete, hatten Patienten mit einer Athralgie ein deutlich besseres progressionsfreies Überleben sowie Gesamtüberleben als Patienten ohne diese Nebenwirkung. „Eine Athralgie könnte also möglicherweise Hinweise auf ein Therapieansprechen liefern“, so Hassel.

Auch bei der Therapie mit BRAF/MEK-Inhibitoren kommt es in etwa 30 % der Fälle zu Athralgien. Diese betreffen aber eher die kleinen Gelenke wie Finger und Hände und treten deutlich früher auf als unter PD-L1-Therapie, laut Hassel etwa 27 Tage nach Therapiebeginn. Die Behandlung erfolgt mit Novaminsulfon, Cox-2-Inhibitoren oder niedrigdosierten Steroiden. Gegebenenfalls müsse die Dosis der Therapie reduziert oder die Behandlung pausiert werden, erklärte Hassel.