Von Biosimilars wird gern behauptet, dass sie sich in klinischer Hinsicht so gut wie nicht von ihrer Referenzsubstanz unterscheiden: Wirksamkeit, Sicherheitsprofil und Reinheit seien vergleichbar. Allerdings wurde bereits in mehreren Publikationen darauf hingewiesen, dass es angesichts der komplexen Molekularstruktur vieler Pharmazeutika nahezu unmöglich ist, eine identische Replik herzustellen. Aus diesem Grund arbeiten Nicht-Unterlegenheits-Studien oft mit einem „margin of error“ (MoE), einer „Fehlertoleranz“, die gerade noch akzeptabel erscheint.

Ärzte aus den USA haben anhand von Studien zur Psoriasis untersucht, wie großzügig mit solchen MoEs umgegangen wird. Vier randomisierte klinische Studien mit 1.746 erwachsenen Psoriasispatienten wurden in die systematische Literaturübersicht eingeschlossen. Alle Patienten litten unter plaqueförmiger Psoriasis und waren entweder einer Therapie mit einem Biosimilar oder mit der jeweiligen Ursprungssubstanz (Adalimumab oder Etanercept) zugelost worden. Als Maßstab galten die nach zwölfwöchiger Therapie erreichten Werte im Psoriasis Area and Severity Index (PASI).

Der jeweils erlaubte MoE schwankte zwischen 14 % und 18 %. Die Autoren machen deutlich, was das heißt: In einer Studie, die beispielsweise mit einer MoE von 15 % arbeitete, würde ein Biosimilar mit einer Ansprechrate von 50 % einem Originalpräparat mit einer Ansprechrate von 65 % als ebenbürtig betrachtet.

Es gebe Kliniker, denen solche Toleranzbereiche zu weit gefasst seien, so die Forscher. Das Dilemma würde außerdem dadurch verschärft, dass Faktoren wie die Teilnehmerzahlen den MoE beeinflussten. So wären zum Beispiel für eine Studie mit einer Teststärke von 80 % bei einem MoE von 15 % 382 Patienten erforderlich. Dieselbe Studie würde jedoch 858 Teilnehmer erfordern, wenn eine Fehlerquote von maximal 10 % erlaubt wäre.

Fazit: Da der Biosimilar-Markt ständig wächst und entsprechende Substanzen immer häufiger eingesetzt werden, sei es wichtig, dass Praktiker das Design klinischer Vergleichsstudien hinterfragen, fordern die Autoren. Nur so sei es möglich abzuschätzen, ob man mit verschiedenen Medikamenten tatsächlich das gleiche Ergebnis erziele.