Antidepressiva verfügen über eine immunmodulatorische und antiphlogistische Wirkung. Inwieweit sich dieser Effekt für die Behandlung entzündlicher Dermatosen nutzen lässt, war Gegenstand eines aktuellen Reviews.
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Schon länger wird versucht, das antientzündliche Potenzial antidepressiv wirksamer Psychopharmaka auch bei dermatologischen Indikationen auszuschöpfen. So wurden trizyklischen Antidepressiva bereits ergänzend oder als Second-Line-Therapie bei chronisch spontaner Urtikaria (CsU) eingesetzt. Wie es tatsächlich um deren Wirksamkeit bei entzündlichen Hauterkrankungen bestellt ist, haben Dermatologen und Psychiater aus Norwegen im Rahmen eines Reviews hinterfragt.
Die Auswertung der insgesamt 28 Studien und Fallberichten, die zwischen 1984 und 2016 veröffentlicht wurden und in denen die Anwendung von Antidepressiva, überwiegend trizyklische Antidepressiva und Monoaminooxidasehemmer, bei CsU, Psoriasis, atopischer Dermatitis, anderen Ekzemerkrankungen sowie Alopecia areata untersucht und beschrieben worden ist, scheint zuversichtlich zu stimmen. In allen, wenn auch überwiegend kleinen Untersuchungen verringerten sich die Dermatose-bedingten Beschwerden und in 26 heilten zudem die Hautläsionen ab.
In vier kontrollierten Studien mit fast 100 CsU-Patienten etwa war unter oraler Doxepin-Gabe innerhalb von einigen Tagen bis Wochen, im Falle von induzierbarer Urtikaria sogar innerhalb von Stunden, ein maximales Therapieansprechen zu beobachten. Dabei schnitt die Antidepressivatherapie im Vergleich zu einer Antihistaminikumgabe (Wirkstoffe der ersten Generation wie Mequitazin oder Diphenhydramin) in allen Fällen nicht schlechter oder sogar besser ab. Bei Psoriasispatienten wiederum bestätigten zwei kontrollierte doppelblinde Studien einem Monoaminooxidasehemmer im Vergleich zu Placebo eine deutlich bessere Wirksamkeit, gemessen anhand des Psoriasis Area Severity Index (PASI). Bei Patienten mit atopischer Dermatitis verringerte sich unter der topischen Anwendung von Doxepin der Juckreiz signifikant. Unter der oralen Gabe von Bupropion hatten sich in einer Open-Label-Studie die Hautläsionen innerhalb von sechs Wochen um bis zu 50 % verringert. Bei Alopecia areata ließ der Erfolg der Psychopharmaka erwartungsgemäß etwas länger auf sich warten, nach etwa drei bis sechs Monaten hatten sich die kahlen Stellen in drei placebokontrollierten Studien deutlich verkleinert.
Fazit: Das Review bescheinigt der Anwendung von Antidepressiva bei einigen entzündlichen Hauterkrankungen einen gewissen Nutzen. Die Autoren befürworten den Einsatz dieser Wirkstoffe bei Hautpatienten mit entsprechender psychiatrischer Komorbidität, sehen aber bei psychisch gesunden Hautpatienten die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Therapie abschließend noch nicht beantwortet. Dazu brauche es noch mehr große, kontrollierte Studien, die in diesem Zusammenhang vor allem auf neuere und besser verträgliche Antidepressiva wie Serotoninwiederaufnahmehemmer setzen.
Literatur
Eskeland S et al. Antidepressants have Anti-inflammatory Effects that may be Relevant to Dermatology: A Systematic Review. Acta Derm Venereol 2017; 97: 897-905
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Kraus, D. Mit Antidepressiva Hautkrankheiten behandeln?. hautnah dermatologie 33, 18 (2017). https://doi.org/10.1007/s15012-017-2559-7
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