Ein 33-jähriger Mann litt seit Monaten unter allgemeiner Müdigkeit und Leistungsschwäche. Außerdem störten ihn ausgedehnte Veränderungen an der Haut und in der Mundhöhle. Bei der Untersuchung erkannte man multiple, derbe, nicht druckdolente, livide Plaques am harten Gaumen. Ähnliche Veränderungen fanden sich auch im Gesicht, an der Thoraxwand und an den Beinen. Im Labor fielen eine ausgeprägte Leukopenie mit 2.900 Zellen/μl und eine CD4-Zellzahl von 76/μl auf. Unter der Diagnose einer HIV-Infektion entnahm man Biopsien aus der Haut und den Läsionen in der Mundhöhle, die eine spindelzellartige Neoplasie mit positiver Expression von CD34 und humanem Herpesvirus 8 (HHV-8) bei der immunhistochemischen Testung zeigten. Diese Befunde sprachen für ein Kaposi-Sarkom. Man begann eine antiretrovirale Therapie (ART) und eine Chemotherapie.

Das Kaposi-Sarkom ist eine Neoplasie, die praktisch nur bei Patienten mit ausgeprägtem zellulärem Immundefekt vorkommt. Ausgelöst wird es durch HHV-8. Es kann isoliert auf der Haut auftreten, aber auch innere Organe befallen, vor allem die Mundhöhle, den Gastrointestinal- und den Respirationstrakt.

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Derbe, livide Plaques am harten Gaumen.

© N Engl J Med. 2017; 376: 1268

Ein derart ausgedehnter Befund wie im vorliegenden Fall ist mit einer schlechten Prognose assoziiert. Dennoch ging die Tumorgröße bei dem Patienten nach mehreren Monaten Therapie zurück. Unter fortlaufender ART stieg die CD4-Zellzahl an, und der Patient fühlte sich besser.