Aus Angst vor einem höheren Infektionsrisiko und Wundheilungsstörungen lautet aktuell die Empfehlung, eine Biologikatherapie vor einem geplanten größeren chirurgischen Eingriff zu unterbrechen. Daten mit ausreichend hoher Evidenz gibt es allerdings bislang kaum. Britische Dermatologen haben daher anhand von Patientendaten untersucht, inwieweit diese Empfehlung befolgt wird, und gleichzeitig das postoperative Komplikationsrisiko bei Fortführen der Behandlung unter die Lupe genommen. In den Jahren 2005 bis 2011 waren 300 Patienten mit Psoriasis oder Psoriasis-Arthritis (PsA) registriert worden, von denen sich 42 insgesamt 77-mal operieren lassen mussten. Die Eingriffe umfassten 40 kleinere Operationen überwiegend an der Haut und 37 größere. Nur in 20 Fällen war die Behandlung unterbrochen worden. Ausgesetzt wurde die Therapie vor allem bei kardiothorakalen (66,6 %) und orthopädischen (40 %) Operationen, seltener bei Eingriffen an der Haut (17,5 %). Das meistverschriebene Biologikum war Etanercept (30 Eingriffe) gefolgt von Adalimumab (28 Eingriffe) und Infliximab (11 Eingriffe).

In acht Fällen traten postoperative Komplikationen auf, dabei konnten deutlich mehr Komplikationen bei den Operationen mit Behandlungsstopp (25,0 %) registriert werden als bei Eingriffen, bei denen die Biologikaeinnahme fortgeführt worden war (5,2 %). Auch bei Berücksichtigung verschiedener Risikofaktoren, wie begleitende immunsuppressive Therapie, Diabetes und Rauchen, blieb das postoperative Komplikationsrisiko in der Gruppe mit perioperativem Behandlungsstopp signifikant höher als in der Gruppe mit Behandlungsunterbrechung (p = 0,014). Erwartungsgemäß stieg gleichzeitig mit Absetzen das Risiko eines Wiederaufflammens der Psoriasis oder PsA (p = 0,0003). Da die Leitlinienempfehlung auf größere Eingriffe abzielt, beschränkten die britischen Dermatologen die Analyse auch explizit auf umfangreiche Operationen, ohne dass dabei das postoperative Komplikationsrisiko bei fortgeführter Biologikaeinnahme gestiegen wäre.

Fazit: Ein Fortsetzen der Biologikatherapie bedingt offenbar kein erhöhtes postoperativer Komplikationsrisiko. Im Gegenteil, Patienten, die perioperativ ihr Biologikum abgesetzt hatten, hatten unabhängig von weiteren Risikofaktoren postoperativ deutlich mehr Komplikationen. Gleichzeitig begünstigte ein Behandlungsstopp einen Psoriasisschub. Angesichts der kleinen Fallzahlen und des retrospektiven Studiendesigns mahnen die Studienautoren jedoch, das Ergebnis mit Vorsicht zu interpretieren, speziell in Bezug auf große kardiologische und orthopädische Operationen.