_ Extrapoliert liegt das Entartungsrisiko eines atypischen melanozytären Naevus in ein Melanom bei Männern und Frauen bei 1:35.000, erklärte Prof. Axel Hauschild, Kiel. Harmlose Hautwucherungen von Melanomvorstufen zu unterscheiden ist auch für erfahrene Dermatologen eine große Herausforderung. Neben der Evaluation mit dem „nackten Auge“ gilt in der Praxis von Hauschild die sequenzielle Videodermatoskopie als Standard. Es bestehe jedoch Verbesserungsbedarf in der Detektion und eindeutigen Klassifikation von Hautläsionen.

Bei schwierig zu beurteilenden Läsionen können additiv automatisierte Diagnosetools wie die Elektrische Impedanzspektroskopie (EIS) die Entscheidung für oder gegen eine Naevusexzision untermauern. Diese Methode eignet sich nicht zum Screening, sondern vielmehr zur Abklärung vorher selektierter auffälliger Läsionen, betonte Hauschild. Es gelte mit dem Auge, der Auflichtmikroskopie oder Videodermatoskopie vorher seborrhoische Keratosen auszuschließen.

Mit dem nicht optischen, auf der EIS basierenden Nevisense®-System steht eine zusätzliche Diagnosetechnik zur Beurteilung pigmentierter und nicht pigmentierter Hautläsionen zur Verfügung. Eine Messsonde mit austauschbarer Elektrode registriert den Gesamtwiderstand eines Gewebes bei Wechselstrom verschiedener Frequenzen (1–2,5 MHz) und liefert bereits nach wenigen Minuten ein Ergebnis. Dieses System hat laut der größten Studie in diesem Zusammenhang gute Ergebnisse bei der Diagnostik von Hautkrebs erzielt [Malvehy J et al. Br J Dermatol 2014; 171: 1099–107]. In der multizentrischen prospektiven Doppelblindstudie wurden an 22 Zentren, darunter neun in Deutschland, 1.943 melanomverdächtige Läsionen mit der EIS-Methode untersucht, fotografiert, exzisiert und histologisch evaluiert. Nevisense® erreiche eine Sensitivität von 96,6 % und Spezifizität von 34,4 % bei den diagnostizierten Melanomen. Beim nicht melanozytären Hautkrebs betrug die Trefferquote 100 %.

Aktuell laufen international mehrere klinische Studien mit dem Ziel, die Praxistauglichkeit von Nevisense® zu untermauern und erweitern. Im Mittelpunkt stehen unter anderem die Validierung zur Reduktion unnötiger Exzisionen im klinischen Praxisalltag, die Entwicklung neuer Guidelines und der Effekt von Nevisense® in ärztlichen Zentren mittels Teledermatologie.