Berichtet wird der Fall einer 49-jährigen Patientin, die sich im New Yorker Memorial Sloan Kettering Cancer Center mit einer mehr als faustgroßen gestielten nekrotischen Masse unterhalb der linken Brust vorstellte (Abb. links). Vier Jahre zuvor war bei der Patientin am Rücken ein Melanom mit 4,2 mm Durchmesser chirurgisch entfernt worden. Die Frau hatte daraufhin eine einjährige Therapie mit Interferon α erhalten. Ein aktuell angefertigtes CT-Scan zeigte eine Lymphadenopathie in der linken Mamma. Ein Jahr zuvor war bereits eine subkutane Neubildung reseziert worden, die sich als BRAF-Mutation-positives Melanom herausgestellt hatte.

Das Ärzteteam leitete unter der Annahme, dass es sich bei dem Tumor unter der Brust um eine Melanommetastase handelte, eine Therapie mit zwei monoklonalen Antikörpern ein: Ipilimumab und Nivolumab (3 bzw. 1 mg/kg). Beide Substanzen sind zur Behandlung des metastasierten Melanoms zugelassen. Drei Wochen später präsentierte sich die Patientin wieder in der Klinik — mit einem überraschenden Befund: Der Tumor war nach nur einem Therapiezyklus verschwunden. An seiner Stelle klaffte ein etwa zwei Finger breites Loch (Abb. rechts). Aus der Tumorhöhle entnommenes Gewebe war zytologisch negativ. Ein CT-Scan nach weiteren drei Wochen bestätigte die makroskopische Tumorfreiheit und zeigte, dass auch die Lymphadenopathie zurückgegangen war. Die Antikörpertherapie, die man wegen eines Ausschlags zwischenzeitlich unterbrochen hatte, wurde nun wieder aufgenommen.

Die Autoren nehmen den Fall zum Anlass für eine ungewöhnliche Warnung: Das unter Umständen überaus heftige Ansprechen auf die Immuntherapie könne an anderen Körperstellen gravierende Konsequenzen haben, so etwa bei Tumoren der Darmwand oder des Myokards. Bei der Therapieplanung sei dies zu berücksichtigen.

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Nekrotisierte Melanommetastase vor (links) und nach (rechts) der Behandlung

© 2015 Massachusetts Medical Society