Asthma gehört in der pneumologischen Praxis zu den Standardindikationen. Und doch gibt es immer wieder Fälle, bei denen eine Symptomkontrolle nur schwer zu erreichen ist und orale Glukokortikoide (OCS) zu lange und zu hoch dosiert eingesetzt werden. Derartige Fälle diskutierte eine interdisziplinär besetzte Runde, bestehend aus Prof. Dr. Frederik Trinkmann, Heidelberg, PD Dr. Adam Chaker, München, sowie PD Dr. Kai-Michael Beeh, Wiesbaden.

Direkt zu Beginn der Diskussion wurde die neue S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Asthma 2023 zitiert: Hier wird darauf hingewiesen, dass der prozentuale Anteil der eosinophilen Granulozyten im Sputum durch eine Therapie mit intranasalen Glukokortikoiden gesenkt wird, sodass deren Bestimmung gegebenenfalls wiederholt werden sollte. Neu in der Leitlinie ist auch die erweiterte Darstellung der Evidenz zum Management von Co-Morbiditäten, insbesondere zur chronischen Rhinosinusitis: Bei Patient*innen mit Asthma oder mit chronischer Rhinosinusitis sollte immer nach der jeweiligen Co-Morbidität gesucht werden. Bei Patient*innen mit schwerem Asthma sollte bei der Wahl des Biologikums auch das mögliche Vorliegen einer CRSwNP berücksichtigt werden.

Ein noch immer aktuelles Thema ist die zu hohe und zu häufige (Erst-)Verordnung von OCS: 8,7 % der Asthmapatient*innen in Deutschland erhalten Hochdosis-ICS-LABA. 33,6 % von ihnen zusätzlich ein OCS. Mehr als die Hälfte davon nehmen die OCS länger als 30 Tage pro Jahr ein, fast ein Fünftel sogar länger als 181 Tage pro Jahr. Entsprechend ist in der aktualisierten Leitlinie der Stellenwert einer Biologikatherapie bei schwerem Asthma klarer definiert worden: Eine Langzeittherapie mit OCS darf nur noch in begründeten Ausnahmefällen und bei Versagen der Biologikatherapien erfolgen. Die Entscheidung zu einer Biologikatherapie sollte die Zahl der Exazerbationen im vergangenen Jahr, den Bedarf an systemischen Glukokortikoiden, die aktuelle Lungenfunktion, die Asthmakontrolle und die Lebensqualität berücksichtigen. Wichtig seien auch individuelle Einschränkungen im täglichen Leben, die bei der Einschätzung eines Therapieansprechens im Verlauf hilfreich sein könnten. "Schon nach einer kumulativen Jahresdosis über 500 mg steige das Risiko für Glukokortikoid-Folgeerkrankungen, warnte Trinkmann. "Wir müssen auch die Stoßtherapien neu bewerten und mit Kollegen im Austausch bleiben, um die OCS-Gabe im Griff zu haben!", so der Appell der Referenten.

Biologika wie der Anti-IL-5-Antikörper Mepolizumab können bei schwerem eosinophilen Asthma Exazerbationen ebenfalls signifikant reduzieren und dabei helfen, den OCS-Bedarf zu senken. Die Ergebnisse der Langzeitstudie COLUMBA (< 4,5 Jahre) sprechen für sich: In der offenen Folgestudie "COSMEX" für Patient*innen mit sehr schwerem, lebensbedrohlichem eosinophilem Asthma blieb die Reduktion der Exazerbationen über den mittleren Beobachtungszeitraum von 3,6 Jahren konsistent, ebenso die 88-%-Reduktion von OCS. "Wichtig ist, dass wir nicht in eine Katalogdiagnostik verfallen, starren Algorithmen folgen, sondern auch unsere klinische Erfahrung mit einbringen, unserer Lernkurve vertrauen und mit den Kollegen sprechen", so das Fazit der Experten.

Nach Informationen von GSK