Wer das Positionspapier der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) aus dem Jahr 2019 von Fyhrquist et al. über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Allergologie gelesen hat, weiß, dass Österreich - neben Norwegen, Irland, Dänemark und Belgien - lange Zeit ein weißer Fleck auf der "allergologischen" Landkarte in Europa war. Boten die meisten europäischen Länder eine vertiefende Ausbildung in Allergologie an (z. B. Facharztausbildung oder Zusatzbezeichnung/Spezialisierung in Allergologie), war dies in Österreich bis Juni 2022 nicht möglich. Mehrere Anläufe und Initiativen waren in den letzten 15 Jahren notwendig, um das scheinbar Unmögliche in Österreich zu erreichen: am 1. Juli 2022 wurde die Spezialisierung in Allergologie Wirklichkeit.

Was hat sich also in den letzten 15 Monaten seit Einführung der neuen Spezialisierung getan? Aktuell befinden wir uns noch in der Übergangszeit, in welcher Anträge auf Verleihung des Diploms möglich sind. Dies wird vor allem von langjährig tätigen Allergolog*innen verschiedener Fachrichtungen genutzt. Eine Analyse im September dieses Jahres zeigt, dass inzwischen 197 Diplome von der österreichischen Ärztekammer verliehen wurden. Davon sind zahlenmäßig die Fachgebiete Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Dermatologie mit 63 beziehungsweise 52 Spezialist*innen am stärksten vertreten. Es folgen mit Abstand die Pädiatrie mit 31, die Pulmologie mit 30 und die Allgemeinmedizin mit 19 zuerkannten Anträgen. Das Schlusslicht bilden die Arbeitsmedizin und die klinische Immunologie mit jeweils einem Diplom. Aus dem Fachgebiet der Inneren Medizin, welches die Liste der genannten, antragsberechtigen Quellfächer für die Spezialisierung in Allergologie komplettiert, ist bisher kein Antrag bei der Spezialisierungskommission eingebracht worden.

Wie soll es nun weitergehen? Im nächsten Schritt werden sich die bisher ernannten Spezialist*innen aus den unterschiedlichen Fachrichtungen zu Ausbildungsverbünden zusammenfinden müssen, um als Ausbildungsstätten anerkannt zu werden. Dieser Prozess hat bereits begonnen und die ersten Ausbildungsstellen sind Ende 2022 zu erwarten. Im Anschluss können in der letzten Phase der Umsetzung erstmals junge Kolleg*innen nach abgeschlossener Facharztausbildung ihre Ausbildung zu Spezialist*innen in Allergologie antreten. Aus heutiger Sicht besteht Hoffnung, dass die neue Spezialisierung in Österreich nicht nur Fuß fasst, sondern auch längerfristig das Fachgebiet der Allergologie in Klinik und Wissenschaft weiter stärkt.

Abseits der unterschiedlichen Ausbildungsmodelle in der Allergologie bietet die aktuelle Ausgabe des Allergo Journals eine Vielzahl spannender Beiträge. Ein lesenswerter Expertenkonsensus beschäftigt sich mit der Prophylaxebehandlung des hereditären Angioödems (Seite 22), einer Entität, bei der sich in den letzten Jahren zahlreiche neue Behandlungsmöglichkeiten aufgetan haben. In zwei Übersichtsarbeiten werden Störungen des Riech- und Schmeckvermögens bei COVID-19 (Seite 35) und das idiopathische hypereosinophile Syndrom (Seite 44) näher beleuchtet. Schließlich rundet ein Beitrag über die Bedeutung der Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelallergien aus dem "Weißbuch Allergie in Deutschland" die aktuelle Ausgabe ab (Seite 14). Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

figure 1

Prof. Dr. Dr. Wolfram Hötzenecker, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Kepler Universität, Linz

figure 2

Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden

figure 3

Prof. Dr. Thilo Jakob, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Gießen, UKGM