Wie Sie sich sicherlich erinnern können, hatten wir im letzten Jahr ausführlich über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unser Fachgebiet berichtet. Nach ersten britischen Meldungen über Anaphylaxien auf Corona-Impfstoffe und den damit ausgesprochenen Warnungen, hat uns unter anderem das Thema Impfreaktionen nicht mehr losgelassen. Unterdessen wissen wir zum Glück, dass das Risiko einer Anaphylaxie nach Corona-Impfstoffen extrem niedrig und vergleichbar mit dem von anderen Impfstoffen ist. Die Untersuchungen hierzu haben unser Augenmerk erneut auf die besondere Bedeutung von Inhaltsstoffen beziehungsweise Zusatzstoffe in der Allergologie gelenkt. Unter dem Motto "auf den Inhalt kommt es an" präsentieren wir Ihnen daher mit dieser Ausgabe ein Themenheft, das sich gezielt mit der Bedeutung von Zusatzstoffen als Auslöser von Anaphylaxien befasst. Unterteilt in Anaphylaxie auf Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln (Seite 44), in Arzneimitteln (Seite 40) sowie in Impfstoffen (Seite 22) haben Ihnen namhafte Experten die wesentlichen Fakten in Form von Mini-Reviews zusammengestellt. Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre und empfehlen diese Arbeiten als Nachschlagewerk für die Praxisbibliothek.

"Auf den Inhalt kommt es an" gilt auch für die Bewertung der allergologischen Fachzeitschriften, die jedes Jahr im Juni veröffentlicht wird. Hier ist es "Allergy", dem Journal der Europäischen Akademie für Allergologie und klinische Immunologie, wieder gelungen, sich mit einem Impaktfaktor von 14,7 auf Platz 1 der Weltrangliste zu behaupten und das amerikanische Pendant, das "JACI", um eine Nasenlänge zu schlagen. Auf dieser Ebene können wir als Allergo Journal/Allergo Journal International leider nicht mitspielen, aber verstecken brauchen wir uns auch nicht. Das Allergo Journal ist unverändert im Emerging Source Citation Index gelistet und der errechnete virtuelle Impaktfaktor liegt irgendwo zwischen 0,94 und 1,48. Der Grund für diese weite Spanne liegt vermutlich in der automatisierten Zitaterfassung, die immer noch nicht sauber zwischen Allergo Journal und Allergo Journal International differenzieren kann.

"Auf den Inhalt kommt es an" kann auch als Überschrift zum letzten Thema herhalten, denn wenn der Inhalt nicht stimmt, dann kann und muss man das auch beim Namen nennen. So geschehen in einem Beitrag von Prof. Walter Dorsch und Kollegen, die sich kritisch mit dem Sinn beziehungsweise Unsinn der Bioresonanz-Methode auseinandergesetzt haben [Dorsch W et al. Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden - der Leberkäse-Test. Allergo J 2019;28(4):22-30]. In dieser Arbeit konnten sie unter anderem anschaulich belegen, dass diese Methode einer Leiche beste Gesundheit mit verschiedenen Gesundheitsrisiken attestiert und nicht verlässlich zwischen einem Probanden, einem nassen Lappen oder einem Leberkäse unterscheiden kann (ein Schelm, der Böses dabei denkt). Was ursprünglich als wissenschaftlich fundierte Aufklärungsarbeit konzipiert war, hat unterdessen zu weitreichenden Konsequenzen für die Geschäftsführer einer Firma, die Bioresonanzgeräte vertreibt, geführt, die kürzlich von dem zuständigen Amtsgericht zu Gefängnisstrafen und Schadensersatz in Millionenhöhe verklagt wurden (weitere Details hierzu finden Sie auf Seite 53). Nachdem man über lange Zeit den Eindruck gewinnen konnte, dass in Deutschland "alternativmedizinisch" nahezu alles erlaubt ist, lässt dieses Urteil Hoffnung aufkeimen, dass unsere Patient*innen in Zukunft besser vor solchen dubiosen Methoden geschützt werden können.

Wir wünschen Ihnen eine vergnügliche und erkenntnisreiche Lektüre!

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Prof. Dr. Thilo Jakob, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Gießen, UKGM

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Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden

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Prof. Dr. Dr. Wolfram Hötzenecker, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Kepler Universität, Linz