Wie können Verbraucher*innen erkennen, ob ein Nahrungsmittel so stark mit potenziellen Allergenen verunreinigt ist, dass der Verzehr eine lebensbedrohliche Anaphylaxie auslösen kann? Ein Review gibt Aufschlüsse.

Eine Nahrungsmittelbedingte Anaphylaxie entsteht meist versehentlich, wenn Lebensmittel das Allergen in allergieauslösender Menge enthalten, dies aber für die Verbraucher*innen nicht eindeutig zu erkennen ist. Zwar müssen innerhalb der EU die 14 wichtigsten Allergene deklariert werden, wenn sie in Lebensmitteln enthalten sind. Eine mögliche Kontamination jedoch wird oft nur recht ungenau angegeben, etwa mit "kann enthalten" oder "kann Spuren von ... enthalten". Dies kann Allergiker verunsichern, weil sie keine ausreichenden Informationen darüber erhalten, ob das Allergen in einer für sie bedrohlichen Menge enthalten ist oder nicht.

In Absprache mit der Lebensmittelindustrie wurde angeregt, mit einer freiwilligen Deklaration darauf hinzuweisen, dass alle aufgeführten Fremdstoffe unterhalb einer Schwelle von 0,5 mg Protein pro 100 g Lebensmittel enthalten sind. Diese Konzentration liegt für die meisten Allergiker unterhalb der allergieauslösenden Schwelle und kann technisch für die Mehrheit der produzierten Lebensmittel garantiert werden. Allerdings muss dafür zunächst sichergestellt sein, dass auch bei hochallergischen Patient*innen, die selbst bei solch geringen Mengen Allergen reagieren, keine lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen auftreten.

Um dies zu klären, wurden in einem systematischen Review 210 Provokationsstudien und Fallberichte analysiert, in denen mindestens eines der 14 wichtigsten Nahrungsmittelallergene zu tödlichen oder lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen geführt hatte. Es wurde untersucht, ob die Menge des auslösenden Allergens unterhalb der Schwelle von 5 mg Protein pro 1 kg Nahrungsmittel lag. Diese Menge wurde wegen der Annahme gewählt, dass eine normale Essensportion die Menge von einem Kilogramm nicht überschreitet.

Tatsächlich konnte kein einziger Fall nachgewiesen werden, in dem eine Allergenmenge von weniger als 5 mg Protein pro 1 kg Nahrungsmittel eine tödliche Anaphylaxie ausgelöst hätte. Bei den in den Fallberichten angeführten acht Todesfällen infolge anaphylaktischer nahrungsmittelbedingter Reaktionen handelte es sich jeweils um größere Mengen als 0,5 mg/100 g. Jedoch wurden in Provokationsstudien und Fallberichten schwere allergische Reaktionen bei weniger als 5 mg Protein beschrieben und zwar für folgende Allergene: Eier, Fisch, Lupine, Milch, Nuss, Erdnuss, Soja und Sesamkörner.

Fazit: Eine Kontamination von Nahrungsmitteln mit den 14 Hauptallergenen unterhalb einer Schwelle von 0,5 mg pro 100 g gefährdet die meisten Patient*innen mit Nahrungsmittelallergie nicht, wenn diese eine Standardportion konsumieren (Verzehr von maximal 1 kg Nahrungsmittel). Die Studienautor*innen empfehlen für die Verpackungen verarbeiteter Lebensmittel folgende freiwillige Kennzeichnung: "Dieses Produkt enthält die in der Zutatenliste genannten Allergene, es kann Spuren anderer Verunreinigungen enthalten (Name zu nennen, z. B. Nuss) in Konzentrationen von weniger als 0,5 mg pro 100 g dieses Erzeugnisses." Für die Konsument*innen sei dies eine klare und hilfreiche Information.

Zuberbier T et al. Proposal of 0.5 mg of protein/100 g of processed food as threshold for voluntary declaration of food allergen traces in processed food - A first step in an initiative to better inform patients and avoid fatal allergic reactions: A GA²LEN position paper. Allergy 2022;77:1736-50