Für einen Pricktest auf inhalative Allergene empfiehlt das GA²LEN-Netzwerk, Testlösungen von mindestens zehn häufigen Pollenarten zu verwenden. Einige seltene Pollen bleiben dabei allerdings unberücksichtigt. Bei entsprechender Symptomatik sollte aber auch auf diese getestet werden, wie deutsche Wissenschaftler fordern.

Die deutsche Bevölkerung reagiert derzeit am häufigsten allergisch auf Pollen von Süßgräsern (Poaceae) und der Birkenfamilie (Betulaceae; einschließlich Birke, Erle und Hasel). Deshalb umfasst ein standardisierter Pricktest, wie er seit 2009 von GA2LEN empfohlen wird, folgende Pollensubstanzen: Erle, Birke, Zypresse, Hasel, Beifuß (Artemisia), Olive, Platane, Ambrosia, Süßgräser (Poaceae; außer Mais) und Mauerglaskraut (Parietaria judaica). In manchen Fällen reicht diese Zusammenstellung aber nicht aus und müsste um seltene Allergene ergänzt werden, um saisonale Symptome abklären zu können, mahnen Allergologen aus Berlin, München und Aachen.

Ein Monitoring auch der seltenen Allergene lohne sich allein schon deshalb, um die optimale Therapie des Patienten sicherzustellen, aber auch, weil sich das Allergenspektrum in den nächsten Jahren unter anderem aufgrund des Klimawandels verändern könnte. Problematisch ist, dass zusätzlich zu dem engen Allergenspektrum die Anzahl an zugelassenen, kommerziellen Testallergenen in den letzten Jahren in Deutschland abgenommen hat. Aus diesem Grund befürchten die Forscher eine diagnostische Lücke für Patienten, die auf seltenere Allergene wie Beifuß, Ambrosia, Esche, Gänsefuß oder Spitzwegerich allergisch sind.

Deshalb haben sie in einer Studie den Allergiestatus von 699 Patienten mit allergischer Rhinitis in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Bayern (BY) erhoben. Eine Sensibilisierung gegen häufige Pollen zeigten zwischen 45 % und 72 % (Birke, NRW) der Patienten. Sensibilisiert gegen seltene Pollen waren hingegen zwischen 0 % (Ambrosia, NRW) und 41 % (Olive, BY). Zusätzlich ergab sich insgesamt eine klinische Relevanz der Sensibilisierungsdaten im Abgleich mit den aufgetretenen Symptomen.

Fazit: Sensibilisierungsdaten von Patienten mit allergischer Rhinitis, erhoben in Bayern und Nordrhein-Westfalen, bestätigen die klinische Relevanz des von GAL2EN empfohlenen Allergenspektrums für einen Pricktest. Zusätzlich sollte dieses aber je nach festgestellten Symptomen mit Testsubstanzen gegen seltene Pollen wie Esche, Gänsefuß und Spitzwegerich erweitert werden.

Höflich C et al. Management of patients with seasonal allergic rhinitis: Diagnostic consideration of sensitization to non-frequent pollen allergens. Clin Transl Allergy 2021;11:e12058