Mit dem hochspezifischen Kallikrein-Inhibitor Berotralstat steht erstmals eine orale Langzeitprophylaxe für Patienten mit hereditärem Angioödem (HAE) zur Verfügung. Damit kann nicht zuletzt auf Patientenpräferenzen individueller eingegangen werden.

Lebensqualität und Alltagsflexibilität lassen sich bei HAE-Patienten durch eine Langzeitprophylaxe verbessern, die die Attackenfrequenz senkt. Dafür stehen Kallikrein- und C1-Inhibitoren zur Verfügung, die bisher injiziert werden mussten. Das ändert sich mit dem Kallikrein-Inhibitor Berotralstat (Orladeyo®), der einmal täglich oral eingenommen wird.

Dr. Emel Aygören-Pürsün, HAE-Zentrum Frankfurt/Main, berichtete über die APEX-2-Zulassungsstudie, eine doppelblinde, randomisierte Studie, bei der Berotralstat 110 mg, 150 mg oder Placebo über zunächst 24 Wochen lang eingenommen wurde. Primärer Endpunkt war die Rate an HAE-Attacken bis Woche 24. Die Ausgangsfrequenz betrug in allen Gruppen rund drei Attacken pro Monat. Bei Einsatz von 150 mg Berotralstat verringerte sich dieser Wert auf im Mittel 1,31 pro Monat, bei Placebo waren es im Mittel 2,35 pro Monat, ein signifikanter Unterschied (p < 0,01). Der Vorteil war ab dem ersten Monat sichtbar, und der Abstand zu Placebo veränderte sich bis zum sechsten Monat nicht [Zuraw B et al. J Allergy Clin Immunol 2020;S0091-6749(20)31484-6].

Die Verträglichkeit der Behandlung sei gut gewesen, so Aygören-Pürsün. Im Vordergrund stünden auf Seiten der unerwünschten Symptome abdominelle Beschwerden, die aber selbstlimitierend seien und sich in den ersten ein bis zwei Monaten zurückbildeten. Nach den ersten 24 Wochen ging die APEX-2-Studie in eine Verlängerung bis Woche 48, für die die Placebopatienten auf Berotralstat umgestellt wurden. Auch hier zeigte sich in der 150-mg-Dosierung innerhalb eines Monats fast eine Halbierung der Attackenrate, und der Effekt akzentuierte sich bis Woche 48.

Prof. Markus Magerl, Berlin, betonte, dass die neue orale Therapie prinzipiell für alle HAE-Patienten infrage komme, bei denen eine prophylaktische Therapie indiziert sei. Am Ende sei es eine individuelle Entscheidung, für die die seit 2018 geltende HAE-Leitlinie [AWMF-Register-Nummer: 061-029] insofern mehr Spielräume eröffne, als dort empfohlen werde, nicht nur die Attackenfrequenz, sondern auch Patientenwunsch und Lebensqualität bei der Therapieauswahl zu berücksichtigen.

Launch-Pressekonferenz "ORLADEYO® - die erste zielgerichtete orale Langzeitprophylaxe für HAE"; München, 21. Mai 2021; Veranstalter: BioCryst Pharma