Nahrungsmittelallergien sind auf dem Vormarsch. Schwere Kuhmilchallergien werden häufiger, schwere Erdnussallergien gehen zurück, so das Ergebnis einer britischen Studie. Bei insgesamt steigenden Notfallaufnahmen sinkt allerdings die Mortalitätsrate.

Ein britisches Expertenteam hat die NHS-Daten von Notfallaufnahmen aufgrund von nahrungsmittelallergisch bedingten Anaphylaxien in den Jahren 1998 bis 2018 analysiert. Insgesamt wurden 101.892 Kinder und Erwachsene mit der Diagnose Anaphylaxie stationär behandelt, davon waren 30.700 (30,1 %) auf eine allergische Reaktion gegen Nahrungsmittel zurückzuführen. Die Einweisungsrate aufgrund von Nahrungsmittelallergien stieg im Untersuchungszeitraum von 1,23 auf 4,04 pro 100.000 Einwohner und Jahr, die entsprechende jährliche Zuwachsrate errechnete sich mit 5,7 % (95 %-Konfidenzintervall [KI]: 5,5-5,8 %; p < 0,001).

Der größte Zuwachs bei den stationären Behandlungen ergab sich für Kinder unter 15 Jahre, bei denen sich die jährlichen Raten von 2,1 auf 9,2 Aufnahmen pro 100.000 Einwohner erhöhten (jährlicher Zuwachs 6,6 %, 95 %-KI: 6,3-7,0 %). In den Altersgruppen 15 bis 59 Jahre betrug der jährliche Zuwachs 5,9 % (95 %-KI: 5,6-6,2 %) und bei den über 60-Jährigen 2,1 % (95%-KI: 1,8-3,1 %).

Bei 152 registrierten Todesfällen war die nahrungsmittelinduzierte Anaphylaxie die gesicherte oder wahrscheinliche Todesursache. Die jährliche Fallrate bei den tödlichen Anaphylaxien fiel von 0,7 % auf 0,19 % bei den gesicherten und auf 0,30 % bei den wahrscheinlichen nahrungsmittelallergisch bedingten Todesfällen. 46 % der Todesfälle waren getriggert durch Erd- oder Baumnussallergien - Tendenz fallend, 26 % der Todesfälle bei Kindern im Schulalter und 5 % im Erwachsenenalter waren einer Kuhmilchmilchallergie geschuldet - Tendenz steigend.

Die Verordnung von Adrenalinautoinjektoren nahm im Beobachtungszeitraum um 336 % zu.

Fazit: Die Zahl von stationären Aufnahmen aufgrund von Nahrungsmittelanaphylaxien stieg in Großbritannien von 1998 bis 2018 deutlich an, während die jährlichen Todesfälle zurückgingen. Bei tödlich verlaufenden Anaphylaxien rückt die Kuhmilchallergie vor allem bei Kindern zunehmend in den Vordergrund, während Erdnussallergien als Sterbeursache rückläufig sind.

Conrado AB et al. Food anaphylaxis in the United Kingdom: analysis of national data, 1998-2018. BMJ 2021;372:n251