Wer im Umfeld eines Bauernhofs vor allem mit traditioneller Rinderhaltung aufwächst oder lebt, hat ein geringeres Risiko, Allergien und allergisches Asthma zu entwickeln. Dieser sogenannte Bauernhof-Effekt ist schon lange bekannt. Seit Januar 2021 ist dieser Effekt als diätetisches Lebensmittel für Patienten mit allergischer Rhinitis in Apotheken erhältlich: in Form der Lutschtablette immunoBON® mit dem Molkenprotein β-Lactoglobulin (BLG). immunoBon® wird bei Pollen-, Hausstaubmilben- und Tierhaarallergie empfohlen.

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Das Molkenprotein β-Lactoglobulin kommt sowohl in der Milch als auch im Stallstaub vor.

Eine Forschungsgruppe um Prof. Erika Jensen-Jarolim, Wien, konnte BLG als einen Faktor identifizieren, der eine wesentliche Rolle im Allergiegeschehen spielt. Jensen-Jarolim et al. entdeckten, dass das Molkenprotein BLG nicht nur in der Milch, sondern auch im Stallstaub und in der Umgebungsluft von Kuhställen in einem Umkreis von bis zu 300 Metern vorkommt. BLG gehört zur Familie der Lipocaline. Alle Lipocaline besitzen eine Tasche, in der sie wichtige Nährstoffe zu den Immunzellen transportieren können [Jensen-Jarolim et al. Allergy 2016;71:286-94]. Diese Tasche kann unter anderem mit Eisen befüllt werden. Untersuchungen in vitro und im Mausmodell haben gezeigt, dass der Beladungszustand des BLG die Immunantwort signifikant beeinflussen kann: Im unbeladenen Zustand (apo-Form) fördert BLG allergische Entzündungsreaktionen und wirkt selbst wie ein Allergen. Wenn BLG hingegen mit Liganden beladen ist (holo-Form), kann es vor einer Sensibilisierung schützen [u. a. Roth-Walter et al. J Allergy Clin Immunol 2021;147:321-334.e4]. Bei Betroffenen kann so nicht nur Eisen direkt an die Immunzellen transportiert werden, sondern holo-BLG kann die Immunzellen auch mit Zink und Vitamin A versorgen, welche zu einer normalen Funktion des Immunsystems beitragen.

Das Wiener Forscherteam konnte in Studien die Kombination aus BLG mit Eisen, Zink und Vitamin A als schützenden Faktor vor Allergien bestätigen und hat diese anti-allergene Kombination auf Basis dieser Studien patentieren lassen.

Im Rahmen einer prospektiven, beobachtenden Validierungsstudie des Europäischen Zentrums für Allergieforschung (ECARF) wurde zudem der Effekt der immunoBON®-Einnahme bei Patienten mit einer Hausstaubmilbenallergie untersucht. Wie Prof.Karl-Christian Bergmann, Berlin, erläuterte, wurden die Probanden in einer Expositionskammer für einen fest definierten Zeitraum unter standardisierten Bedingungen (Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt, Temperatur) permanent einer gleichbleibenden Menge an Allergenen ausgesetzt, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen [Bergmann KC et al. Allergo J Int 2021; https://doi.org/10.1007/s40629-021-00163-9]. Die Studie haben 33 erwachsene Patienten mit einer klinisch relevanten Hausstaubmilbensensibilisierung abgeschlossen. Zu Beginn der Studie wurden sie einer inhalativen Provokation mit Hausstaubmilbenallergenen ausgesetzt. Nach dreimonatiger Einnahme von täglich zwei Lutschtabletten immunoBON® wurden die Probanden erneut der inhalativen Provokation mit Hausstaubmilbenallergenen ausgesetzt. Die Studie zeigte eine deutliche Reduktion von Nasen-, Augen- und bronchialen Symptomen. Dabei war immunoBON® während der dreimonatigen Einnahme gut verträglich, berichtete Bergmann.

Nach Informationen von Bencard