Mit Adrenalinautoinjektoren können sich Patienten bei akuter Anaphylaxiegefahr das rettende Adrenalin rasch selbst intramuskulär injizieren. Doch was ist bei Allergikern mit einer sehr dicken Subkutanfettschicht?

Standardtherapie der akuten Anaphylaxie ist die sofortige Adrenalininjektion in die Oberschenkelaußenseite. In einer offenen randomisierten Crossoverstudie wurde die Frage untersucht, ob Unterschiede in Pharmakokinetik und Pharmakodynamik zwischen dem Adrenalinautoinjektior (AAI) EpiPen® und einer der Hautdicke angepassten klassischen Spritze über verschiedene Patientengewichtsklassen hinweg existieren.

Probanden mit einem Body-Mass-Index von 18 bis 40 kg/m² erhelten stratifiziert nach dem Haut-Muskel-Abstand ("skin-to-muscle distance", STMD) Adrenalin per AAI oder eine klassische Spritze jeweils im Vergleich zu einer Kochsalzinjektion. Ausgewertet wurde getrennt in den Subgruppen mit geringem (< 15 mm), mittlerem (15-20 mm) und hohem (> 20 mm) STMD am äußeren Oberschenkel.

Für den AAI im Vergleich zur Spritze ergaben sich höhere Peak-Plasmakonzentrationen (0,52 ng/ml vs. 0,35 ng/ml) sowie eine schnellere Verfügbarkeit (Zeit bis zur maximalen Konzentration 20 min vs. 50 min) konstant über alle STMD-Subgruppen hinweg. Die Adrenalin-Plasmakonzentration war bei beiden Applikationswegen vergleichbar. Die pharmakodynamischen Daten variierten interindividuell stark, der Trend ging aber auch hier zu stärkeren Effekten nach AAI.

Die Ergebnisse bestätigen in großen Teilen frühere Studien. Noch unklar ist, wieso es nach Applikation durch den AAI auch bei Patienten mit einer dicken Fettschicht am Oberschenkel zu einem raschen Adrenalin-Anfluten im Blut kommt. Vieleicht ist die Subkutangabe für die ausreichend rasche systemische Bereitstellung ausreichend.

Fazit: EpiPen® führt auch bei Personen mit einer großen Unterhautfettdicke zu einem raschen systemischen Anfluten von Adrenalin.

Worm M et al. Epinephrine delivery via EpiPen® auto-injector or manual syringe across participants with a wide range of skin-to-muscle distances. Clin Transl Allergy 2020;10:21