Aktuell grassiert nicht nur das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) und die davon verursachte Covid-19-Erkrankung. Mit dem Frühling und steigenden Temperaturen ist auch die Zeit des Pollenflugs gekommen. Allergiepatienten leiden nun vermehrt an den typischen Symptomen wie Schnupfen, Husten oder Niesreiz. Da diese Symptome grundsätzlich auch bei einer Erkältung, einer Infektion mit dem Grippevirus oder einer Covid-19-Erkrankung vorkommen können, sind viele Betroffene verunsichert. Gerade für Neu-Allergiker, die die Beschwerden einer Allergie noch nicht kennen, ist die Unterscheidung der Symptome problematisch. Denn auch wer sich derzeit nur für eine kurze Zeit im Garten oder auf dem Balkon aufhält oder nur das Fenster öffnet, kann mit allergieauslösenden Pollen in Kontakt kommen. "Die Grippesaison ist so gut wie vorbei, aber die Hochphase für viele Allergiker kommt erst noch", sagt Prof. Dr. Kristian Reich, Hamburg, und erklärt weiter: "Da ist es wichtig, dass die Menschen wissen, wie sich die Symptome von einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 unterscheiden. Das ist nicht immer einfach voneinander zu differenzieren und einige Patienten, die erstmals von einer allergischen Reaktion betroffen sind, könnten angesichts der aktuellen Lage in Panik geraten. Da ist Aufklärung wichtig."

Der Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA), Prof. Dr. Ludger Klimek, Wiesbaden, erklärt: "Bei genauerer Betrachtung jedoch ist auch für die Betroffenen eine Unterscheidung recht zuverlässig möglich." So kommt es bei einer Allergie in der Regel nicht zu Fieber, dafür aber zu juckenden Augen- und Nasenschleimhäuten, tränenden Augen und Niesreiz, was für SARS-CoV-2-Infektionen untypisch ist. Das Allergiezentrum Wiesbaden hat dazu eine übersichtliche Tabelle erstellt, die auf www.allergiezentum.org zur Verfügung steht (Rubrik "Presse").

Viele Allergiepatienten sind derzeit besorgt, ob sie aufgrund ihrer allergischen Rhinitis empfindlicher auf SARS-CoV-2 reagieren als andere. Diese Befürchtung ist unbegründet, darin sind sich Experten einig. "Personen mit einem Heuschnupfen haben keine verminderte immunologische Abwehr, sie sind nicht immungeschwächt und die Abwehr gegen Bakterien und Viren ist bei ihnen normal", entwarnt Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Berlin. Auch Klimek betont, dass Pollenallergiker grundsätzlich kein erhöhtes Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken.

Patienten, die derzeit eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) durchführen, sollten diese auf jeden Fall fortführen. Voraussetzung ist allerdings, dass sie keine typischen Symptome einer Covid-19-Erkrankung aufweisen. Das ist die offizielle Empfehlung von AeDA und DGAKI (Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie). Ein Positionspapier zu diesem Thema finden Sie im Allergo Journal 3/2020, Seite 17. Prof. Dr. Ulrich Wahn, Berlin, erklärt, dass eine sublinguale Therapiebehandlung mittels Tabletten eine sinnvolle Alternative sein kann, wenn diese Art der Behandlung im jeweiligen Land zugelassen und verfügbar ist.

Illustration des Coronavirus SARS-CoV-2
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Bei Patienten, die nachweislich mit Covid-19 infiziert sind oder Infektzeichen wie Fieber, unklaren Husten oder reduzierten Allgemeinzustand zeigen, sollte die AIT ausgesetzt werden, so die einheitliche Expertenempfehlung. red

Nach Informationen von ALK