Die Abklärung einer Nahrungsmittelallergie kann eine Herausforderung sein. Durch einen neu entwickelten Algorithmus gelingt die Diagnostik auch bei Kindern, bei denen eine orale Provokation nicht möglich ist.

Der Goldstandard zur Diagnose von Nahrungsmittelallergien bei Kindern im Rahmen klinischer Studien ist die doppelblinde, placebokontrollierte orale Provokation. Diese ist jedoch aufwändig und birgt Risiken. Oft sind auch die Eltern mit einer oralen Provokation nicht einverstanden. Das war auch bei zahlreichen Teilnehmern der britischen Studie BEEP (Barrier Enhancement for Eczema Prevention) zu erwarten, in der überprüft wurde, ob tägliches Eincremen im ersten Lebensjahr dazu beiträgt, Erkrankungen an Ekzemen und Nahrungsmittelallergien vorzubeugen.

Um bei diesen Patienten Nahrungsmittelallergien gegen Milch, Eier und Erdnüsse zuverlässig abklären zu können, wurde ein Algorithmus entwickelt, der die frühere Aufnahme allergener Nahrungsmittel, von den Eltern berichtete Symptome innerhalb von zwei Stunden nach Nahrungsaufnahme sowie die Ergebnisse von Pricktestungen berücksichtigt. Der Algorithmus wurde von einem erfahrenen Expertengremium angewendet und die Ergebnisse wurden mit den Resultaten aus oralen Provokationstests bei Teilnehmern aus der BEEP-Studie sowie der Kontrollgruppe einer weiteren Studie (Enquiring About Tolerance Study, EAT) verglichen. Bei 31 von 69 Teilnehmern aus der BEEP-Studie und 44 von 55 Teilnehmern aus der EAT-Studie, bei denen Provokationstests durchgeführt wurden, deren Ergebnisse den Experten aber nicht bekannt waren, war das Gremium in der Lage, aufgrund des Algorithmus eine Einstufung als "wahrscheinlich Nahrungsmittelallergie" oder "wahrscheinlich keine Nahrungsmittelallergie" vorzunehmen. Es zeigte sich, dass die algorithmusbasierten Einschätzungen eine hohe Sensitivität ergaben. Diese lag für die BEEP-Teilnehmer bei 94 % und für die EAT-Gruppe bei 90 %. Die Spezifität war mit jeweils 67 % nur mittelmäßig.

Fazit: Der neue Algorithmus besticht durch eine hohe Sensitivität für IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien und könnte in klinischen Studien ein nützliches Werkzeug sein, um Nahrungsmittelallergien auszuschließen, wenn keine orale Provokation durchgeführt wird.

Kelleher MM et al. An algorithm for diagnosing IgE-mediated food allergy in study participants who do not undergo food challenge. Clin Exp Allergy 2020;50:334-42